Kultur „Es ist der Spaß am Spielen“

Der Kinder- und Jugendchor probt für „La Bohème“, das ab dem 2. November Premiere feiert.

 Markus Baisch probt mit den Kindern im Opernhaus.

Markus Baisch probt mit den Kindern im Opernhaus.

Foto: Schwartz, Anna (as)

„Ihr macht da immer so‘n Crescendo, das nicht drin steht“, mahnt Chordirektor Markus Baisch freundlich. Die Sänger setzen neu an, um die Lautstärke konstant zu halten; nach dem Einsingen beginnt gleich die erste Bühnenprobe. Natürlich wissen sie trotz junger Jahre, dass es zwei Wochen vor Premieren auf die Bühne geht, und längst auch was „Crescendo“ heißt: Der Kinder- wie der Jugendchor der Wuppertaler Oper sind gut gelaunt - und dabei schon merklich eingespielt.

Beide Chöre sind fester Teil des Theaterbetriebs. Der Kinderchor richtet sich an ab Achtjährige und sucht verstärkt noch Mitstreiter, der Jugendchor ab 14 ist derzeit gut bestückt. Wann immer ein Stück mit jungen Chorpartien naht, stehen beide Gruppen bereit und gehen ans Einstudieren.

Beide bestehen aber  – außer den Ferien – ununterbrochen: Die Schüler kommen jede Woche zur Probe. Ein ganz anderes Laien-Konzept also als etwa bei Statisten: Werden diese oft nur für ein einzelnes Stück zusammen gesucht, sind die Chöre produktionsunabhängig am Haus. Ein wenig vielleicht - wir sind ja beim Musiktheater - wie ein Instrument, das dauerhaft geübt und warm gehalten wird.

Markus Baisch verantwortet auch für Erwachsene einen Laienchor und zudem einen Vorchor ab sechs: „Damit haben wir eigentlich alle Altersgruppen abgedeckt.“ Dass Chöre lebendiger sind als Musikinstrumente, weiß er natürlich, aber er teilt nicht das Vorurteil, ein Pulk aus Halbwüchsigen sei zwingend undisziplinierter: „Es ist der Spaß am Spielen“, beschreibt er lieber die Grundstimmung. Das Jugendalter hat für ihn Vorteile: Der Zugang sei direkter, junge Menschen könnten Vorgegebenes spontan schnell nachsingen.

Die nächste Opernpremiere ist am 2. November „La Bohème“, und so steht denn für die Schüler heute Puccini auf dem Plan. Die Teilnehmer im kleinen Überaum tragen Straßenkleidung, sie stehen locker, die Kinder vorne, die Älteren in den Reihen dahinter. Dass sie einiges an Gewandtheit mitbringen, zeigt sich schnell: Nach einigen Aufwärmübungen wechseln sie auf Baischs Signal in Sekunden zum Lied an einen Spielzeugmacher, das der italienische Komponist für Kinderchor geschrieben hat: „Parpignol, Parpignol“, intonieren alle klar artikuliert und wie am Schnürchen.

Kurz darauf meldet sich per Lautsprecher die Inspizienz, verkündet den allgemeinen Probenbeginn für Akt zwei, und die Mädchen und Jungen gehen hinüber zur Bühne im Opernsaal, wo sie „Parpignol“ gleich erneut singen werden, bloß unter Originalbedingungen.

Vertraut ist den jungen Kollektiv-Sängern auch, wie sehr Oper nicht zuletzt Szenenarbeit bedeutet. Aus dem ansonsten leeren Saal steigt heute Regisseur Immo Karaman auf die Bühne und gibt den inzwischen hier Versammelten Hinweise: „Die Wolken-Bewegung muss viel größer sein.“ Wolken, ohne zu viel zu verraten, werden für den Chor eine Rolle spielen, ebenso eine Kulisse mit bewussten Papp-Anleihen, in der die Jungs und Mädchen heute erstmals stehen, singen und spielen.

Bis zur Premiere Generalmusikdirektorin Julia Jones den Taktstock übernimmt, ist auch heute Studienleiter Michael Cook fürs Dirigat verantwortlich und kommentiert aus musikalischer Sicht.

Ein Mitglied des Kinderchors ist Johann aus Vohwinkel. Auch er ist schon ein alter Hase: Unter anderem bei „Hänsel und Gretel“ war er bereits dabei. Er ist generell musikalisch, spielt Klavier. Selbst schon öfters Opernbesucher, kam er auf die Idee mitzusingen: „In der Zeitung stand, dass beim Kinderchor Leute gesucht werden.“

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