Ausstellung Das Codeks zeigt ein interaktives Kunstprojekt

Brigitte Baumann, Cornelia Ernenputsch und Gisela Kettner haben gemeinsam gearbeitet.

 Brigitte Baumann, Cornelia Ernenputsch und Gisela Kettner (von vorne nach hinten).

Brigitte Baumann, Cornelia Ernenputsch und Gisela Kettner (von vorne nach hinten).

Foto: ja/Andreas Fischer

Die Bilder des Projekts „Rotation 360°“ erinnern an ein Memory-Spiel. Nicht bloß wegen der einheitlich quadratischen Form. Wie bei Memory finden sich auf den 90 Leinwänden wiederkehrende Motive – von der Ballerina und den Gingko-Blättern bis hin zur Teekanne und zum Totenkopf.

Diese thematischen Bezüge haben drei Künstlerinnen in intensiver Zusammenarbeit geknüpft. Brigitte Baumann, Cornelia Ernenputsch und Gisela Kettner haben die Bilder gestaltet, untereinander ausgetauscht und dabei auf das Schaffen der jeweils anderen aufgebaut.

Das auf ein Jahr angelegte Projekt ist bereits rumgekommen. Nach der ersten Schau in Baumanns wuba-Galerie und der Zwischenstation Färberei ist „Rotation 360°“ im Codeks angelangt. In der „Arena“, wo sonst Unternehmer und Wissenschaftler ihre Tagungen abhalten, sind die Bildquadrate aktuell ausgestellt. Dass dieses Setting durchaus passt, zeigte bei der Vernissage Diplom-Ökonom Egbert Schuwardt. In seinem Einführungsvortrag zog er Verbindungen zwischen dem Kunstprojekt und der Mediation, die in Unternehmen zur Entschärfung von Konflikten praktiziert wird.

Nicht ohne Konflikte war die Projektarbeit, die in vier Phasen ablief. Jede der Künstlerinnen startete mit 30 Bildern und gab ihre begonnenen Leinwände an die nächste Teilnehmerin weiter. So lange, bis sie wieder bei der ersten Bearbeiterin ankamen und beendet werden konnten. „Das war ein Prozess mit allen Höhen und Tiefen“, sagt Baumann.

Denn die Künstlerinnen waren nicht nur frei in der Wahl von Techniken und Farben. Sie konnten auch für sich entscheiden, ob sie die Ergebnisse ihrer Kolleginnen stehen lassen, verändern oder überstreichen. Baumann verspürte zum Teil „Ärger und ‚leichte‘ Wut“, wenn sie manche Bilder zurückbekam und nicht wusste, wie sie fortsetzen sollte. Gisela Kettner berichtet, sie habe auch „schon mal alles abgewischt“, um einen Neustart zu machen. Doch im Laufe der Arbeit haben alle drei gelernt, die Partizipation der jeweils anderen auszuhalten.

„Rotation 360°“ sei anstrengend und zugleich bereichernd gewesen, meint Baumann. Mittlerweile traut sie sich zu, noch einmal ein solches interaktives Projekt anzugehen. „Ich kann es anderen Künstlern nur als Empfehlung ans Herz legen.“

„Über den Prozess habe ich viel über mich und die anderen gelernt“, ergänzt Ernenputsch. Auch Kettner sieht das Positive: „Mit den Mitteln der Inspiration und des Austauschs konnten wir neue Formen der Präsentation und Vermittlung künstlerischer Positionen erproben.“

Der Prozess der Rotation wurde im Rahmen der Ausstellung weitergeführt. Während der Vernissage in der „Arena“ hatte das Publikum die Möglichkeit, die Anordnung der Bilder zu verändern und so Teil des Gesamtkunstwerks zu werden. Der Besucher kann es sich bis Ende dieses Jahres im Codeks anschauen, und zwar immer in der Zeit von 8 bis 18 Uhr.

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