Konzert-Reihe in 2022 verschoben Bach-Tage durch Corona ausgebremst

Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler Matthias Lotzmann, der im vorigen Jahr mit viel privatem Engagement die Bach-Tage initiiert hat, hatte für 2021 bereits geplant und Verträge mit vielen Künstlern geschlossen.

 Musikwissenschaftler Matthias Lotzmann.

Musikwissenschaftler Matthias Lotzmann.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Barmer Bachtage 2021 finden nicht statt. Kirchenmusiker und Musikwissenschaftler Matthias Lotzmann, der im vorigen Jahr mit viel privatem Engagement die Bach-Tage initiiert hat, hatte für 2021 bereits geplant und Verträge mit vielen Künstlern geschlossen. Die Johannespassion war als großes Chorkonzert gedacht, das Bergische Kammerorchester und etliche Solisten hatte er engagiert, Orgelkonzerte, Orgelvespern, ein Cellokonzert sowie ein Klavierabend standen auf dem Programm. Auch Gesprächsrunden, beispielsweise ein Komponistengespräch „Was lehrt Johann Sebastian Bach einen Komponisten von heute?“, sollten vom 18. bis 28. März stattfinden. Doch daraus wird nichts.

Schon 2020 hatte sich Lotzmann mit einer „abgespeckten Form“ im Oktober begnügen müssen. Um diesmal das gesamte Programm zu bewahren, verlegt er es komplett auf das Jahr 2022. Da sich die noch jungen Barmer Bach-Tage finanziell selbst tragen müssen und für zahlreiche freiberuflich tätige Künstler Konzerteinnahmen existenziell wichtig sind, soll es aber im Oktober 2021 Bach-Tage als „Projekt mit und für freischaffende Künstler aus der Region“ geben: Kammermusikabende und Orgelkonzerte vom 1. bis 10. Oktober, deren Einnahmen den Künstlern zugutekommen.

Bach-Tradition
in Wuppertal

Bei den Barmer Bach-Tagen geht es dem Musikwissenschaftler nicht um museale Verehrung des Komponisten, vielmehr will er Bach aus der Konzert-Aura herausholen. Er möchte neue Wege zu Bach ermöglichen und einen Beitrag dazu leisten, dass Bach in der Kirche wieder mehr Raum und Beachtung findet. Dabei knüpft er auch an die Tradition des Barmer Bach-Vereins an, den Kirchmeister Friedrich Geß im Oktober 1914 neben dem bestehenden Kirchenchor an der Wupperfelder Kirche gründete.

Nur wenige Wochen nach Beginn des I. Weltkrieges hoffte Geß wohl auf die Integrationskraft der Kultur. Nach 1943 waren keine Aktivitäten des Bachvereins mehr zu verzeichnen. 1951 stellte man fest, dass der Verein de facto nicht mehr existierte. Wiederholte Versuche zur Neugründung eines Bach-Vereins scheiterten.

Matthias Lotzmann ist seit 1995 Kirchenmusiker in der Evangelischen Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld in Barmen. Bis zur Schließung der Alten Kirche Wupperfeld war er dort tätig. Seither arbeitet er an der Lutherkirche, Obere Sehlhofstraße. Er unterrichtet Studierende an der Folkwang Universität der Künste und ist als Chorleitungsdozent des Landesverbandes der Evangelischen Kirchenchöre im Rheinland sowie als Kammermusiker, Liedbegleiter und Musikpädagoge tätig.

Die Barmer Bach-Tage sind für ihn viel mehr als nur eine Konzertreihe. Sie setzen sich auch mit dem Menschen Bach auseinander. „Er selbst bringt uns seine Musik nahe, in Klang und Glaube, in Erkennen und Verstehen“, sagt der Kantor und sorgt sich, dass diese Musik irgendwann keinen Ort und keinen Träger mehr findet. Wenn Kirchen schließen, Orgeln abgebaut oder vergessen und Konzerthäuser weniger werden, das Interesse der Menschen an dieser Musik abnimmt. „Dann ginge diese einzigartige Kultur verloren“, sagt der Musiker und will mit den Bach-Tagen ein Zeichen gegen einen solchen Kulturverlust setzen und die Beschäftigung mit dem Komponisten Johann Sebastian Bach (1685–1750) anstoßen. Lotzmann möchte sich dabei nicht unbedingt auf Barmen beschränken Eine Ausweitung auf „Wuppertaler Bachtage“ oder „Bergische Bachtage“ würde ihn freuen.

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