Björn Rosenbaum entschied Wettbewerb knapp für sich : Wortakrobaten überzeugen beim Wupperslam im K4 Theater
Wuppertal Wenn im K4 Theater der Menschlichkeit ein „3, 2, 1, Huiii!“ ertönt, ist wieder WupperSlam. Wie unterhaltsam der Wettbewerb sein kann.
Wenn im K4-Theater der Menschlichkeit ein „3, 2, 1, Huiii!“ ertönt ist wieder Wupperslam. An jedem letzten Donnerstag im Monat treffen sich hier die Freunde und Fans der Poetry Slam-Reihe um den neuesten literarischen Darbietungen zu lauschen. Moderiert von der wortgewandten Anna Lisa Azur, „der 1,50 m des Wupperslams“, wie Gastgeber Kris Köhler bemerkte und von ihr auf 1,62 korrigiert wurde, fanden sich nach der Sommerpause vier Slammer zum Wettstreit ein. Bei dem literarischen Battle werden ausschließlich selbstverfasste Texte innerhalb einer bestimmten Zeitspanne vorgetragen. Das Publikum tritt in die Rolle der Juroren und kürt den Sieger.
Björn Rosenbaum war der
größte und der lauteste
Unterstützt wird die Darbietung oft durch performative Elemente und ergänzt durch eine bewusste Selbstinszenierung der Vortragenden. Und das kam dem Gewinner zugute. Ganz unterschiedlich in Stil, Darstellung und Ausdrucksweise waren die vier Interpreten, so dass die Zuhörer bei ihrer Entscheidung genau auf Form und Inhalt schauten. Was ist höher zu bewerten, welche Kombination kommt besser an? Nico Sioulis aus Bielefeld präsentiert eher die leisen Töne, ruhige Texte aber mit nachdenklichem Inhalt. Im imaginären Tanzkurs veränderte die Schrittfolge die Sicht auf gesellschaftliche Probleme, tritt man zurück, zur Seite oder nach vorn. Maren Fjall, angereist aus Köln, beschäftigte sich mit Online-Dating und bot eine überzeugende Persiflage auf die „Profilfabrik“. Herrlich auch ihre, schon der Verzweiflung nahe Partnersuche bei Ikea.
Björn Rosenbaum aus Dortmund war nicht nur physisch der Größte auf der Bühne, er war auch der Lauteste. Das gefiel dem Publikum, und mit der trotzig-frechen „Wackelzahnpubertät“ seiner fünfjährigen Tochter gewann er die Vorrunde. Gerade rechtzeitig zu seinem Auftritt traf der mit dem Zug aus Regensburg angereiste Pascal Simon am Neuenteich ein. Auch er, eher ein Vertreter der leisen Töne, bot einen herrlichen imaginären Dialog mit einem bayrischen Beamten zum richtigen Geschlechtereintrag. Sechs Minuten Vortragszeit durften nicht überschritten werden, kurze Beratung im Publikum und bei „3, 2, 1, Huiii!“ gemeinsames Heben der Abstimmkarten. In Runde zwei blieben die Vortragenden ihrem Schema treu. Sioulis mit einer inhaltsschweren Darstellung zum Thema unnützer Smalltalk, einer Hommage an das Schweigen.