Tic Theater Hits, Gags und schrille Figuren

„Crazy for you“ feierte Premiere im Tic. Die Inszenierung von Patrick Stanke kommt enorm rasant und durchgetaktet daher.

Das Tic-Theater feierte am Freitagabend die Premiere von „Crazy for you“.  Foto: Andreas Fischer

Das Tic-Theater feierte am Freitagabend die Premiere von „Crazy for you“. Foto: Andreas Fischer

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Die große Show, in Nevada gab es sie am Ende - im TiC den ganzen Abend: Beim neuen Musical „Crazy for you“ zog das Theater in Cronenberg alle Register rund um Bobby und Polly, die in die Provinz des US-Staats einen Hauch von Broadway bringen.

Enorm rasant und durchgetaktet kam die Inszenierung von Patrick Stanke daher, der einst selbst in Cronenberg begann und längst gefragter Musicalstar ist. Atemlos reihten sich die Hits von George Gershwin, die Gags und schrillen Figuren entlang der Story, die schon für sich viel Schräges bereit hielt. Im Western-Milieu sorgten Szenen und Wortwechsel für komische Turbulenzen, in denen das Hinterwäldlerische zum Running Gag wurde. Erwartbar war das Tempo bei der Teilhandlung in New York: Hier lebt der Bankerssohn Bobby (zur Premiere Florian Siegmund; die Besetzungen wechseln) und bewundert die Welt der Musikbühnen, wo er ganz im Gegensatz zu den Eltern seine Zukunft sieht. Vier hübsche Revuegirls in Aktion gaben hier gleich zu Beginn die Richtung vor.

Bühne gerahmt von Lämpchen wie im Showtheater

Wobei diese Ebene bloß den Rahmen gab - doch das im Doppelsinn: Die Bühne war gerahmt von Lämpchen wie im Showtheater - auch wenn der Weg schon bald ins nicht eben strahlende Kaff führte (besonderes Lob für Jan Bauerdick und Benedikt Fiebig mit ihrem so komplexen wie liebevollen Bühnenbild). Eine schöne Idee, denn so blieb die Rahmenhandlung auch beim Schauplatztausch im Blick: Das einstige Theater in der Pampa soll zum Ärger von Polly (Jennifer Pahlke) verschwinden, deren Vater (Hans-Willi Lukas, zugleich kultverdächtig als Bobbys „Mutter“) bis heute vom alten Glanz schwärmt. Bobby, als Jungbanker wider Willen hergeschickt, entdeckt zu seiner Überraschung just hier die Chance für seine Bühnenträume. Noch wichtiger, aber dafür arg unvermittelt und fast zu plötzlich: Er trifft Polly, und die süße Kratzbürste hat sein Herz schon erobert, kaum dass er angekommen ist.

Die freilich liebt Zangler, den Broadway-Produzenten (Christian Michalak), der dann gleich mehrere Funktionen hat: Mit seinem witzig schnarrenden Akzent ist er derjenige unter all den schrägen Vögeln, der entscheidend fürs Geschehen wird. Denn der verliebte und viel nettere Bobby nimmt bald mit Bart und Gebaren die Identität des Rivalen an - und erst nach viel Hin und Her mit Erfolg. So ein Humor ist nicht stromlinienförmig und macht gerade in seiner Überdrehtheit Spaß.

Tanzgirls aus der Stadt
treffen auf Cowboys vom Landf

„Wie du Whisky trinkst / Und wie du Lieder singst / Das bleibt mir ewig in Erinnerung“: Das freilich gibt Bobby erst später zum Besten. Mitreißend bringen die Darsteller auch sonst die Songs von Gershwin auf die kleine Bühne, die dieser übrigens zum Teil für andere Filme oder Musicals schrieb - sein Stück „Girl Crazy“ von 1930 hatte die heutige Neubearbeitung so erweitert. Polly etwa hat dabei knifflige Tonfolgen zu meistern, und Bobbys Tanzeinlage vor dem gestrengen Zangler gerät früh zum komischen Glanzstück.

Am vergnüglichsten aber sind wohl solche Songs, bei denen noch die Tanzgirls aus der Stadt mit den Cowboys vom Land zusammentreffen und für Gruppen-Acts von der Art sorgen, wie sie bei Musicals vielleicht überhaupt am schönsten sind. Beginnend mit der Ankunft der mondänen Mädchen bei den verdatterten Schmalspur-Caballeros: „Am Broadway war‘n wir nie entspannt ... Hier draußen ist der Mann doch noch ein Mann.“ Denn großes Thema von „Crazy for You“ war doch immer das Aufeinanderprallen zweier Welten. Freilich in heiterer und beschwingter Version, die im TiC wie am Schnürchen läuft und sich gut hören und sehen lässt.

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