Freies Netzwerk Kultur : Suche nach einer neuen Qualität in der Kunst
Tine Lowisch vom Freien Netzwerk Kultur über das Schöne in der Kultur.
Genauso wenig wie das Schöne allgemein definiert werden kann, kann auch die Qualität nicht allgemein gültig gemessen werden. Denn diese zwei Unbekannten, die Qualität und die Schönheit, gleichen immer den eigenen Erfahrungen anderer. In der Bewertung der Qualität in der Kunst gleichen diese Erfahrungen anderer bisher meist den Empfehlungen des Kurators oder einer Jury. Dieses Nadelöhr sind immer einzelne Menschen, die sich viel Arbeit machen. Noch bevor das Thema einer Ausstellung überhaupt gefunden wurde oder die Auswahl der Werke von Künstlern, die mitgenommen werden, getroffen ist. Bis diejenigen gefunden sind, die unvoreingenommen auswählen, die also gut darin sind, sich von ihren und anderen vorgefertigten Meinungen zu befreien, ist es ein langer Marsch.
So lange unsere Köpfe rund bleiben, seien hier aber die Fragen erlaubt: Wer kuratierte bisher den Kurator? Werden Ästhetische Erfahrungen in der Zukunft immer noch keinen Nutzen haben dürfen? Wird jemand zugeben, dass die Gewohnheiten der Wahrnehmung nie interesselos sind? Oft wird ja gesagt: Wer die Kunst lebt, will nur spielen und damit nichts erreichen.
Wenn das stimmt, meint man damit, dass der Künstler seine eigene Kunst nebensächlich erledigt und er durch sie nichts erreichen will? Denn natürlich erreicht er mit ihr, mit seinem Spiel: Etwas. Immerhin hat er sein Gefühl der Fantasie ein Stück weit über sich hinaus an seine Kunst übertragen. Der Betrachter nimmt dann was genau mit nach Hause? Das eigene Gefühl mit der Kunst, das sich wunderbar anfühlen kann, wie eine lange abenteuerliche Reise in das Innerste der Welt der eigenen Gedanken? Oder sollte der geneigte Kunstfreund nicht auch das Gefühl für den Künstler mitnehmen?
Noch viel schöner wäre es, der Freund der Kunst würde wieder auf die Idee zurückkommen, die Kunst und nicht den Künstler zu einem guten Kurs zu sich nach Hause zu nehmen. Ich denke, es wäre besser, man nimmt auch hier erst einmal Abstand zu all dem, was bisher geschah. Nutzen wir den elementaren Schrecken. Die Kunst wird sich nach meiner Einschätzung nicht nur in virtuelle Räume zurückziehen.
Ich denke, sie wird sich mehr und mehr der Herausforderung stellen, sich umsonst und draußen zu zeigen – auf öffentlichen Plätzen, auf Freiluft- Wald- und Wiesenbühnen oder in Auto-Kinos. Dort wird sich verloren gegangenes Vertrauen wieder finden lassen. Die Kunst der Zukunft, die sich auf lange Sicht auf offener Straße behaupten wird, wird eine andere sein. Denn sie wird ihre neue Qualität tatsächlich vor einer sehr heterogenen kritischen Masse immer wieder neu behaupten müssen, um akzeptiert und nicht abgelehnt zu werden.