Kultur Bernard Langerock: „Wir sind nur ein Teil der Natur“

Eigentlich hätte die Ausstellung mit dem Titel „Produktivkraft Fluss. Friedrich Engels und die Zukunft postindustrieller Flüsse“ schon deutlich früher gezeigt werden sollen – wegen der Corona-Pandemie musste sie aber verschoben werden.

  Die Ausstellung von Bernard Langerock ist Teil des Engels-Jahres.

Die Ausstellung von Bernard Langerock ist Teil des Engels-Jahres.

Foto: WZ/Michael Mutzberg

Schon die alten Griechen wussten, dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann. Insofern ist es nur konsequent, wenn sich Bernard Langerock bei seinen Aufnahmen der Wupper mit zeitlichen Abläufen befasst und die wechselnden Zustände des Flusses in einer Abfolge von drei Bildern darstellt. Noch bis 9. Januar sind die zwölf großflächigen Fotosequenzen von Langerock in einer Ausstellung in der Barmer Kunsthalle zu sehen – am Samstag führte der Fotograf durch die Schau und erklärte Idee und Umsetzung seiner Aufnahmen.

Eigentlich hätte die Ausstellung mit dem Titel „Produktivkraft Fluss. Friedrich Engels und die Zukunft postindustrieller Flüsse“ schon deutlich früher gezeigt werden sollen – wegen der Corona-Pandemie musste sie aber verschoben werden. Die Schau ist Teil des Engels-Jahres und wurde in Kooperation mit dem Wupperverband organisiert. Einer der Förderer ist die Firma Erfurt, deren Tapeten Langerock für den Druck seiner Fotosequenzen nutzte.

Von Mitte 2019 bis Mitte 2020 war der in Düsseldorf lebende Fotograf immer wieder in Abständen von etwa einer Woche an verschiedenen Orten an die Wupper gegangen und hatte den Fluss zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen „Stimmungen“ fotografiert. Da es in den Aufnahmen immer in irgendeiner Form um Themen wie Kraft oder Bewegung ging, stellte sich ihm die Frage: „Wie willst du Bewegung darstellen?“ Deshalb sei ihm die Idee mit der Dreigliederung der Bilder gekommen – die Fotosequenzen stellen einen zeitlichen Dreisatz von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dar. Um eine Assoziation mit analogen Aufnahmen und den Kontaktabzug von Negativen zu erreichen, versieht Langerock die Aufnahmen zudem mit weißen Strichen, die von oben oder unten in die Bildfolgen hineinreichen.

Zwölf Fotosequenzen sind auf diese Weise für die Ausstellung zusammengekommen. Die Bilderfolgen tragen Namen wie „Naturkraft“, „Zerstörungskraft“ oder „Reinigungskraft“. Und sie sollen eine Brücke zu Friedrich Engels schlagen, dessen in der Textilindustrie reich gewordene Familie von der Nutzung des Gewässers für die industriellen Prozesse profitiert hatte. Die Bildfolgen sind auch verschiedenen Epochen zugeordnet: Die über fünf Räume reichende Ausstellung thematisiert Epochen von der Vorindustrialisierung über die Industrialisierung bis zur Zukunft. Auf Stelen gibt es Informationen zu der geschichtlichen Entwicklung und zur Biografie Engels‘.

Begleitet wird die Führung von Inka Hobus von der Wupperverbandsgesellschaft für integrale Wasserwirtschaft. Sie liefert den Besuchern Zitate von Engels und dessen Kollegen Karl Marx oder referiert kurz den historischen Kontext. So hatte Friedrich Engels bereits 1878 festgestellt: „Die Wasserkraft war lokal, die Dampfkraft ist frei.“

Der 1953 in Belgien geborene Langerock erklärte bei der Führung, dass es ihm bei den Aufnahmen darum gegangen sei, mit Farben und Formen zu „malen“. Zugleich sei es ihm in seiner Arbeit auch ein Anliegen, dem Betrachter „mehr Respekt“ gegenüber der Natur abzutrotzen – und auch so etwas wie Demut zumindest anklingen zu lassen. „Ich wollte Bilder schaffen, die deutlich machen, dass wir nur ein Teil der Natur sind.“

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