Kultur Mit Peter Schneider Vivaldi auf der Spur

Literatur auf der Insel im Café Ada bot wieder Einblicke in Werk und Autor.

 Peter Schneider im Gespräch mit Uta Atzpodien bei „Literatur auf der Insel“. 

Peter Schneider im Gespräch mit Uta Atzpodien bei „Literatur auf der Insel“. 

Foto: Fischer, Andreas H503840

An die 40 Gäste waren zur „Literatur auf der Insel“ im Café Ada gekommen, um den eigens aus Berlin angereisten Autor Peter Schneider zu erleben. „Peter, überleg‘ dir das nochmal. Willst du wirklich nach Wuppertal kommen?“, habe es aus seinem Umfeld geheißen. „Und jetzt bin ich hier“, freute auch er sich am Freitagabend auf eine der vorerst letzten Veranstaltungen in der Kulturszene.

Aus „Vivaldi und seine Töchter“ las Schneider. Da ein gastronomisches Angebot bestand, konnten die Masken am Platz abgenommen werden. Empfohlen wurde, sie aufzulassen, soweit möglich. An einzelnen Tischen und im Abstand zueinander saßen die Gäste, lauschten bei Getränken und Essen entspannt. Eine angenehme Atmosphäre, bei dem die Veranstalter Torsten Krug und Uta Atzpodien mit dem renommierten Schriftsteller Schneider ins Gespräch kamen. Anekdoten, Einblicke ins damalige Gesellschaftsleben Venedigs und Hintergründe zur Recherche wurden erzählt und gegeben.

Aus dem Drehbuch
wurde ein Roman 

Er hatte sich für sein Buch eine ganz eigene Künstlerpersönlichkeit vorgenommen: Antonio Vivaldi war Komponist, Geiger, Priester – und gab in einem Waisenhaus Mädchen Musikunterricht, gründete mit ihnen das erste europäische Frauenorchester Europas. „Ich stieß auf Geschichten, die mir nicht bekannt waren“, erzählte er.

Geschichten für ein Drehbuch, zu dem ihn der preisgekrönte Kameramann Michael Ballhaus inspiriert hatte. In den 2000er Jahren hatte ihn der enge Freund darauf angesprochen. Der Film freilich ist nie entstanden. „Ich wollte das Drehbuch nicht in einem Papierkorb verschwinden lassen“, erklärte der heute 80-jährige Schneider. Also veröffentlichte er seine Arbeit als Roman. „Ich habe fünf Auflagen gebraucht, um die Fehler auszumerzen.“ Es gebe alle Sorten von Fehlern. „Und ich habe keinen ausgelassen“, erzählte er gut gelaunt.

In Quellen fand er Material, das sich zu einer Szene eignete, und entschied sich dazu, manche Dinge bewusst nicht zu zur Sprache zu bringen – etwa die spekulative körperliche Annäherung Vivaldis an die junge Sängerin Annina. „Ich habe das Gefühl, mehr Komplimente für die Szenen bekommen zu haben, die ich nicht geschrieben habe, als für die, die ich geschrieben habe“, sagte er. Schneider ist selbst Musiker und spielt Geige. In Vivaldis Partituren habe er Anweisungen gefunden, „schnell als es irgendwie geht“ zu spielen, übersetzte er. Vivaldi sei ein leicht reizbarer Mensch gewesen. „Gleichzeitig drückte er in seiner Musik Leidenschaften, Empfindungen, auch Verzweiflung auf eine Weise aus wie kein anderer in dieser Zeit“, so der Autor begeistert.

Die Veranstaltung ermöglichte auch Einblicke ins Leben des Autors über sein Buch hinaus. Ein Video mit Vivaldis „La Folia“ wurde übertragen, außerdem ein Filmausschnitt, auf dem Schneider als junger Mann zusammen mit seinem alten russischen Geigerfreund Jacob von Odessa zu sehen war. In einer Musikkneipe war er Schneider aufgefallen. „Ein weißhaariger Kerl, der wie Mick Jagger rumsprang und verrückt Geige spielte“, erzählte Peter Schneider.

» Dreimal im Jahr findet „Literatur auf der Insel“ statt. Unter anderem waren schon Usama Al Shahmani, Alex Capus oder Philipp Weiss zu Gast. Die Autoren lesen aus ihren Werken, Teil der Veranstaltung ist immer ein persönlicher „Zusatz“ des Autoren.

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