Kultur Lichtinstallation erstrahlt am Landgericht

Wuppertal · Wie das Landgericht zu seiner symbolträchtigen Lichtinstallation kam erfahren Sie hier.

 So sieht die Lichtinstallation am Landgericht aus.

So sieht die Lichtinstallation am Landgericht aus.

Foto: ANNA SCHWARTZ

„Kreis der Waage“, so lautet der kosmische Titel einer Lichtinstallation, die das Symbol der Justitia, die Waage, mit dem Sternzeichen zusammenbringt. Und die Loggia des Landgerichts in der Nacht akzentuiert strahlen, selbst zum Kunstobjekt werden lässt. Dahinter steckt der japanische Künstler Kazuo Katase, der das dreigliedrige, symbolträchtige Kunstobjekt 2005 schuf. Anlass: Der Neubau des Justizzentrums Wuppertal - eines der wenigen aktuellen Kunst am Bau-Projekte an öffentlichen Gebäuden in der Stadt.

Im August 2004 war der Japaner erstmals vor Ort, der damals noch Baustelle war, die Loggia verhüllt. „In der Dunkelheit erschien mir am Himmel über der Gerichtsinsel das Sternbild der Waage. Die Wupper wurde zur Milchstraße und der Lichtschweif der Hochbahn (Schwebebahn, Red.) huschte vorbei, gleich einer Sternschnuppe“, beschrieb er damals seinen Besuch.

Er habe für die Loggia dem Sternbild drei Lichtstückchen geklaut, sie gleich einer Waage in ihre dunkle Bogenhalle gehängt. „So konnten wir ihr inneres Licht nach außen erscheinen lassen und von nun an Nachtwache halten über das Alte und über das Neue.“

Der mehrfach ausgezeichnete Konzeptkünstler Katase, Jahrgang 1947, kam 1975 nach Deutschland, lebt seither in Kassel. Er arbeitet gerne raumbezogen, in seiner Kunst treten die Traditionen Ostasiens mit denen des Westens in einen Dialog. Aus seinen nächtlichen Eindrücken formte er drei unterschiedlich große, weiße Lichtkreise, die aus gebogenem Acrylglasrohr mit LED-Ausleuchtung bestehen.

Eine sieben mal drei Meter große Ellipse wurde mittig an der Decke der Loggia (für die Hand der haltenden Justitia) angebracht. Zwei unterschiedlich große Kreise (Durchmesser zwei und drei Meter) wurden an der rechten und linken Rückwand der Loggia (den Waagschalen gleich) befestigt. Die Lichtwaage befindet sich bewusst in Schräglage, um „die Instabilität des menschlichen Daseins, mit all seiner Gefährdung und Zerbrechlichkeit“ auszudrücken an einem Ort der Mitte, der fortwährenden gegenwärtigen und zukünftigen Suche nach Wahrheit. Einem Ort der Rechtsprechung und der Rechtspflege“, so Katase. 

„Mit dieser klaren und strengen Lichtarbeit sollte die Loggia zurück in das Bewusstsein geholt und ihre räumliche Wirkung auf behutsame Weise betont werden“, erklärt Matthias Roth, der Richter am Landgericht und Pressedezernent ist. Das Lichtkunstwerk soll zudem auf durch den Umbau geschaffene Vereinfachung und Ganzheitlichkeit reagieren..

Der Neubau beendete damals quasi als dritter Schritt die im 19. Jahrhundert begonnene Baugeschichte auf der sogenannten Gerichtsinsel in der Wupper, zwischen Elberfeld und Barmen. Von 1847 bis 1854 war das ursprünglich von allen Seiten freistehende Landgericht, eines der ältesten Gerichtsgebäude Deutschlands, errichtet worden. Die klassizistische Architektur folgte dem Vorbild Karl Friedrich Schinkels. 1908 kam im Westen ein weiteres, im neobarocken Stil errichtetes Gerichtsgebäude hinzu, das das Amtsgericht aufnahm. Beide Baukomplexe gruppieren sich um einen Innenhof und mussten nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut werden.

In den 1960er-Jahren entstand ein Neubau im Westen, der aber wegen baulicher Mängel wieder abgerissen wurde. Von 2003 bis 2005 entstand stattdessen ein Erweiterungsbau nach Entwürfen des Architekturbüros Hentrich, Petschnigg & Partner KG, der die historischen Gerichtsbauten als massiver, später ausgezeichneter Baukörper mit Lochfassade fortführt und auf der Gerichtsinsel abschließt. Berichtet die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen auf ihrer Plattform baukunst-nrw.

Die Lichtinstallation von Katase soll diesen baulichen Neubeginn unterstreichen und „den Ort des Justizzentrums auch bei Dunkelheit für die Bürger erfahrbar zu machen“, so Roth. Für die Kunst am Bau konnten Mittel des Landesministeriums für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport in Anspruch genommen werden. Ausgewählt wurde das Objekt durch ein Gremium aus Vertretern des Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB), des Landesministeriums, der Bezirksregierung Düsseldorf, des Design-Zentrums NRW und des damaligen Präsidenten des Landgerichts, Josef Schulte. Realisiert wurde es durch den BLB.

Aktuelle Sanierungsarbeiten legten das Objekt in jüngster Zeit still. Mittlerweile aber, so Roth, erstrahlt es wieder.

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