Kultur Einmaliger Nahblick auf den Organisten beim Orgel-Spiel

Jens-Peter Enk und Timo Platte: Aufnahme mit österlicher Musik aus der Unterbarmer Hauptkirche.

 Ein eingespieltes Team: (v.l): Kirchenmusiker Jens-Peter Enk und Foto-/Videograf Timo Platte.

Ein eingespieltes Team: (v.l): Kirchenmusiker Jens-Peter Enk und Foto-/Videograf Timo Platte.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Kirchenmusikdirektor Jens-Peter Enk geht voller Freude ans Werk, um die Zuhörer auf eine Zeitreise durch fröhlich österliche Kirchenmusik mitzunehmen. Timo Platte steht neben ihm und filmt. Beide sind selbstverständlich frisch auf Corona getestet, „negativ“ und allein in der Unterbarmer Hauptkirche. Seit dem 7. Mai kommt ihre Musik, die Ende April aufgenommen wurde, per Stream zu den Menschen.

Gleich zu Beginn strahlt das Werk „Präludium und Fuge in F-Dur“ von Dietrich Buxtehude Glück und Freude aus. Der Lübecker Organist und Komponist Buxtehude komponierte so fantasievoll und originell, dass er einem Vergleich mit jüngeren Barockkomponisten durchaus standhält.

Weniger bekannt ist Daniel Magnus Gronau. Der in Ostpreußen geborene Zeitgenosse Bachs spricht eine ganz eigene Tonsprache, die einem Organisten virtuose Spieltechnik abverlangt. Im Stream ist das gut zu sehen, denn man kann Jens-Peter Enk aus der Nähe zuschauen, wie er auf der dreimanualigen großen Schuke-Orgel spielt.

Wunderschön klingt der Choral „Christ ist erstanden“, den Enk in vielen facettenreichen Variationen, mal besinnlich, mal springlebendig interpretiert. Mit großem Jubel durch vehemente Tuttiklänge endet das Werk. Der gleiche Choral, jedoch von Johann Sebastian Bach, erklingt himmelhoch jauchzend und voller Temperament. Die einzelnen Verse des Liedes arbeiten mit Rhythmen, die die Worte „Halleluja“ und „Kyrieleis“ in Musik umsetzen.

Beim verspielt tänzerischen „Piece d’Orgue“, ebenfalls von J.S. Bach, gleitet Jens-Peter Enk in Windeseile über Manuale und Pedal und lässt die Orgelklänge fließen. Für den Schluss des Werks gibt es von Bach keine Tempobezeichnung. Während ihn viele Organisten als dramatische Steigerung wahrnehmen, interpretiert Enk den Schluss als ruhigen und nachdenklichen Ausklang, in dem immer leiser werdende Klänge wie ein sprudelnder Brunnen oder die Sehnsucht nach dem Leben anmuten.

Von Barock- bis zu zeitgenössischer Musik

Die zweite Hälfte des Konzerts gehört den zeitgenössischen Komponisten. Im Stück ‚Processional‘ von William Mathias macht der Kantor eine feierliche und doch beschwingte Prozession hörbar. Von der holländischen Komponistin Rebecca Groom van te Velde ist Jens-Peter Enk besonders begeistert. Barocke Vorbilder sind bei ihr gut erkennbar, doch sie kreiert einen ganz eigenen Stil. Sie nimmt ein gefälliges Thema mehrfach auf, lässt es immer verspielter werden und rundet es dann fein und fröhlich ab.

Besonders beeindruckend spielt der Kantor die ‚Easter-Suite‘ von Charles Callahan. Im ersten Satz wird schwungvoll alles eingesetzt, was die Orgelpfeifen hergeben, der zweite Satz klingt meditativ und in die Tiefe gehend, während eine Toccata den kraftvollen und ausdrucksstarken Schlusspunkt setzt.

Beim jüngsten Komponisten des Konzerts, Jason D. Payne, lässt Enk mit großer Dynamik noch einmal viel Freude auf der Orgel erklingen. In „Christ the Lord is risen“ erinnern die Triolen an das Osterläuten der Kirchenglocken.

Der ‚Rote Faden‘ des Konzerts ist die frohe Osterbotschaft, „damit die Menschen auch online viel Freude und Zuversicht tanken können“, sagt Jens-Peter Enk. Timo Platte hat das knapp 50-minütige Konzert mit exzellenter Tontechnik und zwei Kameras aufgenommen, so dass die Zuschauer das Orgelkonzert am Bildschirm zu Hause genießen können. Enk und Platte sind ein eingespieltes Team, denn seit Dezember 2020 nimmt Timo Platte wöchentlich Enks Orgelmusik auf. Eine Filmklappe gibt es nicht, stattdessen genügt Plattes Fingerschnipsen, schon beginnt der Kantor mit dem Orgelspiel und die Kameras laufen.

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