Dörtes Bühnenschau : Dörte erklärt die hohe Kunst der Operette
Bühnenschau der Künstlerin bietet in der zweiten Spielzeit kurzweilige Unterhaltung und erstaunliche Erkenntnisse.
Es geht um nicht weniger als die hohe darstellende Kunst, die in Gebäuden wie dem Opernhaus zuhause ist und vermeintlich dem „normalen“ Volk fremd bleibt. Dörte Bald, bekannt für ihre Verbundenheit mit Barmen und da speziell Heckinghausen, wo ihre Küche steht und sie erfolgreich schräges Musiktheater mit starkem Mundarteinschlag macht, ändert das. In der letzten Spielzeit lud sie erstmals „auf’n Tässken Kaffee“ ins Kronleuchterfoyer, begründete mit ihrer Bühnenschau ein Format, das mittlerweile eine feste Anhängerschaft hat. Der aktuelle Saisonauftakt widmete sich nun der Operette „Land des Lächelns“ und dem Lustspiel „Der zerbrochene Krug“, die auf dem Spielplan von Oper- und Schauspiel-Ensemble stehen. Es wurde eine unterhaltsame Stunde mit Erklärungen, erstaunlichen Einblicken und viel Witz.
Von Tuffi zu
Léhar und Kleist
Kaffeeduft durchzieht den voll besetzten Saal, auf der Bühne die bereits vertrauten tannengrünen Sessel, Nierentisch und Reclamhefte. Davor eine Dörte im rosafarbenen Glitzerkleid samt pinker Strumpfhose, die aufgeregt erzählt, warum sie eine gelbe Jacke (in Anlehnung an den ursprünglichen Namen von Léhars Operette), einen Bierkrug vom Vohwinkeler Flohmarkt (wegen Kleists Stück) und einen kleinen Stoff-Tuffi-Elefanten mitgebracht habe.
Der stehe nicht nur für Wuppertal, sondern auch für einen Reinfall, der einst das echte Tier wortwörtlich von der Schwebebahn in die Wupper befördert habe. Womit Dörte gekonnt zu Léhar und Kleist überführt, deren zu besprechende Stücke, bevor sie Publikumslieblinge wurden, ebenfalls Reinfälle gewesen seien. Freilich in einem anderen Sinn.
Den Wuppertalern
gefällt ihre Stadt wohl nicht
Léhar und seine Operette haben (natürlich) viel mit Wuppertal zu tun: Der Komponist begann seine musikalische Laufbahn als Orchestermusiker am Stadttheater am Brausenwerth (Elberfeld) und sein Werk erzählt die Geschichte zweier Menschen, die nicht zueinander kommen können – so wie Elberfeld und Barmen. Ihre „gewagte Übertragung“ untermauert Dörte mit einer Textstelle der Operette. Ansonsten sei diese einfach wunderschön und gehe zu Herzen, weshalb etwas für die Ohren folgt: Tenor Sangmin Jeon vom Opernensemble singt, begleitet von Koji Ishizaka am Flügel, die Arie „Dein ist mein ganzes Herz“.
Der erste Talkgast der Bühnenschau ist der neue Chefdramaturg der Oper, David Greiner, der natürlich erstmal vorgestellt werden und erklären muss, was er in seinem Job so macht. Weil er Neu-Wuppertaler ist und viele Jahre in Rom gelebt hat, bleibt die Frage nach dem Wohlbefinden in der Bergischen Metropole nicht aus. Die gefalle ihm ausnehmend gut, antwortet er, wohl aber den Wuppertalern selbst nicht: „Die Stadt hat so viel zu bieten, ich verstehe nicht, dass sie so wenig gelobt wird.“ Was Dörte mit dem Bergischen Meckerfott erklärt und ergänzt, dass es deshalb Frauen wie sie gebe, die sagen wie schön es doch hier sei. Das Publikum bedankt sich prompt mit Applaus.