Pina Bausch Eine Schule trägt den Namen der Ehrenbürgerin

Wo die Stadt an die große Choreographin erinnert. Das Pina Bausch Zentrum könnte eine Art Denkmal werden.

Sie ist mit vielen Superlativen bedacht worden, hat die Tanzwelt nachhaltig verändert. Und hat einer Stadt in der kulturellen Welt Bedeutung verschafft, die zuvor eher mit industriellen Erzeugnissen auf sich aufmerksam machte. Eine Stadt, die einerseits stolz auf Pina Bausch ist, die neben der Schwebebahn stets als erstes genannt wird, wenn von Wuppertal die Rede ist. Die sich andererseits aber schwer mit ihrem Erbe tut.

36 Jahre lang, von der Spielzeit 1973/74 bis zu ihrem Tod am 30. Juni 2009, hat Pina Bausch in Wuppertal gelebt und gearbeitet. Hier liegen ihre zögerlichen Anfänge, als Intendant Arno Wüstenhofer die 33-Jährige aus Essen holte, hier erlebte sie beißende Kritik und den fulminanten Durchbruch. „Es ist ein besonderer und schöner Zufall, dass ich seit über dreißig Jahren in Wuppertal lebe und arbeite. In einer Stadt, die ich seit meiner Kindheit kenne. Ich bin gerne in dieser Stadt, weil sie eine Alltagsstadt ist, keine Sonntagsstadt“, hat Pina Bausch selbst in einer Rede gesagt, als ihr 2007 der Kyoto-Preis verliehen wurde.

Wer nach Spuren von ihr in der Stadt sucht, geht also am besten nach Barmen. Das Ensemble probt auch heute noch im ehemaligen Kinosaal der Lichtburg, Organisation und Verwaltung arbeiten in den schmucklosen Räumen eines unscheinbaren Gebäudes, das zu einer Häuserzeile am Gemarker Ufer gehört. Auftritte finden im Opernhaus an der Kurt-Drees-Straße statt. Ebenfalls in Barmen ist die von Sohn Salomon Bausch 2009 gegründete Stiftung beheimatet, die das Vermächtnis der Choreographin bewahrt, sichtet und zugänglich macht. Einen Platz, eine Straße mit dem Namen der Ausnahmekünstlerin findet man nicht - die gibt es im benachbarten Solingen, wo Pina Bausch 1940 geboren wurde und aufwuchs. Dafür war Pina Bausch seit 2008 Ehrenbürgerin der Stadt, von der sie 1978 den Eduard-von-der-Heydt-Preis, 1997 den Ehrenring und 2005 den Stadtmarketingpreis erhielt.

Wuppertal steht für Pina Bausch und die Schwebebahn

Sehr lebendig ist die Erinnerung auch in Vohwinkel: Seit 2011 besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der dortigen Gesamtschule, dem Tanztheater und der Pina Bausch-Stiftung. 2014 folgte die Umbenennung in Pina Bausch Gesamtschule - seither gehen die Schüler auf die „Pina“, die sich als „freundliche Teamschule im Wuppertaler Westen“ und „bewegend anders“ bezeichnet.

Pina Bauschs Denkmal, wenn man so will, befindet sich seit sechs Jahren im Dornröschenschlaf. Ein Ende wird zwar immer wieder herbei geschworen, beschlossen und geplant. Doch immer noch ist es meist ruhig um das alte Schauspielhaus an der Kluse, kein Prinz kam angeritten. Der imposante, unter Denkmalschutz stehende Bau des Architekten Gerhard Graubner, der einer der bedeutendsten Vertreter der Stuttgarter Schule war, scheint vergessen. Trotzig wirkt Pinas Satz „Ich glaube an die Kraft der Fantasie: Wenn ich will, dass die Sonne scheint, dann lasse ich sie einfach aufgehen, auch in Wuppertal“, der in großen Lettern an der vorderen Front angebracht ist. Das für das Schauspielhaus geplante Pina Bausch Zentrum soll nun endlich auf den Weg gebracht werden. Bislang aber ist Fantasie gefragt.

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