„Wir dachten: Ist Pina verrückt?“

Autorin Judith Kuckart interviewte Tänzer Dominique Mercy.

Wuppertal. „Ich habe noch nie so viele Männer Nelken pflücken sehen. Das fand ich ganz rührend.“ Schriftstellerin Judith Kuckart meinte die zahlreichen Zuschauerhände, die am Freitagabend nach der „Nelken“-Vorstellung beherzt zugriffen und im Opernhaus Teile der Kulisse entwendeten, um durchaus handfeste Erinnerungen mit nach Hause zu nehmen.

Dass sie selbst im Teenager-Alter in Wuppertal vorgetanzt hatte, erzählte Kuckart nach der Aufführung im Kronleuchter-Foyer. Dort stellte sich die gebürtige Schwelmerin nicht etwa als Autorin, Choreographin oder Regisseurin vor — als Ersatz für die erkrankte Alice Schwarzer war sie als Moderatorin im Einsatz. „Ich ging zum Vortanzen, weil ich das Stück ,Fritz’ erlebt hatte. Es war das Tollste, was ich je gesehen habe“, erklärte sie im Gespräch mit Tänzer Dominique Mercy, der gemeinsam mit ihr — mit viel Witz und Charme — in Erinnerungen schwelgte.

So erfuhren die Gäste im voll besetzten Foyer, dass der Franzose schon im Kindergarten getanzt habe. Weshalb er Wuppertal später zweimal verließ? „Ich hatte den Traum, Sänger zu werden“, ist eine Begründung. Aber auch Lebenskrisen und Zweifel verschwieg er nicht. In der Anfangszeit seien Pina-Bausch-Tänzer durchaus skeptisch gewesen. „Wir dachten: Was macht sie denn? Ist sie verrückt?“

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