Schauspiel : Willkommen in der Adam-and-Eve-Show
Schauspiel eröffnet mit gelungener Premiere von Kleists “Zerbrochenem Krug“ die Saison.
Das ganze Leben ist ein Quizz, hat Entertainer Hape Kerkeling einst im Fernsehen gesungen und einen Ohrwurm in die Welt gesetzt. Als Quizzshow (über juristische Themen) kommt auch die Inszenierung des „Zerbrochenen Kruges“ daher, die das Schauspiel Wuppertal im Opernhaus aufführte. Eine Premiere und Spielzeiteröffnung mit witzigen, rasanten und einfach unterhaltsamen Elementen, die gleichwohl nicht in Oberflächlichkeit abglitt.
Marcus Lobbes (Inszenierung), Pia Maria Mackert (Bühne und Kostüme) sowie Barbara Noth (Dramaturgie) haben Heinrich von Kleists Lustspiel um den Dorfrichter Adam, der die junge Eva zu verführen versucht, ertappt wird und bei der Flucht nicht nur seine Perücke verliert, sondern auch den Krug von deren Mutter zerbricht, um danach über sich selbst zu Gericht sitzen zu müssen, in eine trashige, zeitlose Welt verpflanzt. Die besteht aus einem Adam-Teil (Wohnung, darunter Gerichtssaal), einem Eve-Teil (Küche, darunter Hühnerstall, daneben ein hin- und her schiebbares Jungmädchenzimmer) und einer glitzernden Showtreppe dazwischen.
In dieser Welt der Lokaltermine agieren die Prozessbeteiligten, allesamt schräge Karikaturen, die, bewaffnet mit dem exzellenten Kleistschen Wortwitz, nach der Wahrheit suchen und doch immer nur wieder andere Versionen davon ins Leben setzen. Der zerbrochene Krug, Symbol für die zerstörte Ordnung, kann so nicht gekittet werden. Mutter Marthe Rull (Philippine Pachl) mit turmhoher Frisur à la Marge Simpson schluchzt immer wieder lauthals um ihr wertvolles Schaumstoffgefäß und klagt Ruprecht der Tat an. Alexander Peiler spielt ihn als Flodder-Verschnitt, ein treuer, dümmlicher Prolet, zu keiner durchdachten Straftat fähig. Wohl aber zu versehentlicher Zerstörung. Schreiber Licht, ein Nerd und Streber, der nach dem Richterstuhl trachtet, vertont das Geschehen mit Hammondorgel und Tischklingel. Frau Brigitte (Julia Redznik) schlägt als Frau Antje (schließlich ließ Kleist das Stück in Holland spielen) und entscheidende Zeugin den Dorfrichter in die Flucht und aus Saal, Amt und Stück.