William Tucker zeigt seine mächtigen Werke in Wuppertal

Wuppertal. „Wenn die Leute zum Pavillon heraufkommen, sagen sie erst mal: ,Oh ,Klumpen’“, sagte Tony Cragg einführend über die Plastiken seines Kollegen William Tucker, die er aktuell als beeindruckenden Zehnerpack im Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal präsentiert.

„Aber dann fangen die Leute an, sie zu lesen“, so Cragg weiter. Das wird dann eine richtige Entdeckungsreise. Denn die mächtigen Bronzen, die beim flüchtigen Blick wie frisch aus der Natur entnommen wirken, geben bei intensiverer Betrachtung Gesichter, Körperteile, kleine Tiere frei.

Das „Pferd IX“ schaut traurig, hat eine wahre Schmolllippe, wirkt aber in seinem Zurückscheuen zugleich dynamisch. Bei der „Hommage to Rodin (Bibi)“ muss man schon im richtigen Winkel stehen, um darin das Porträt eines Ex-Boxers mit abgeplatteter Nase und Blumenkohlohr zu erkennen.

Uneben und doch harmonisch wirken die monumentalen Skulpturen wie das torsohafte „Eve“ und die andeutungsweise geflügelte „Victory“. Man möchte sie umarmen oder wenigstens freundlich tätscheln. Tucker, ein lässiger 78-Jähriger, packt den Gips mit vollen Händen auf seine Form, grob muss die Gestalt werden: „Ton ist mir zu fein, da sieht man ja jeden Finger.“

In Kairo wurde er 1935 als Kind britischer Eltern geboren, in Großbritannien ist er aufgewachsen, hat studiert und zunächst gearbeitet. Seit 1978 lebt er in den USA, dort fühlt er sich künstlerisch heimischer. Als Vertreter der modernen, abstrakten Bildhauerei wird er in England und den USA hoch geachtet, häufig ausgestellt und ausgezeichnet.

Es überrascht daher, dass seine jüngeren Arbeiten — die präsentierten Werke stammen aus den vergangenen 27 Jahren — sich dem Figurativen nähern. Sie werden allerdings nie ganz konkret, sondern lassen ein weites Feld für mögliche Assoziationen.

Ausdrücklich lobt der Künstler die Hanglage des Parks, weil Betrachter bei der Annäherung mal auf Augenhöhe erkennen können, wie eine Skulptur den Boden in Beschlag nehme. Hausherr Tony Cragg hat die Tucker-Schau bereits 16 Museumsdirektoren aus der Region vorgeführt, selbst für sie war er teilweise eine Neu-Entdeckung. Cragg hofft, dass auch nach dem Ende der Ausstellung „ein bis zwei Skulpturen in Wuppertal bleiben“.

Die Skulpturen von William Tucker sind bis zum 1. September im Skulpturenpark in Wuppertal, Hirschstraße 12, zu sehen. Öffnungszeiten: Di bis So 10 — 18 Uhr; Eintritt: 8 Euro.

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