Willi Winzig: Schnodderige Herzlichkeit unter Beamten

Das Leo Theater zeigt das Stück „Willi Winzig“. Thorsten Hamer spielt die Titelfigur in gewohnter Heinz-Erhardt-Manier.

Wuppertal. Ein paar Zuschauer kommen noch nachgetröpfelt - die Premiere von "Willi Winzig" im Langerfelder Leo Theater wurde so kurzfristig um eine Stunde nach vorne verschoben, dass die neue Uhrzeit nicht mehr alle erreichte. Wer da ist, wird sofort ins Geschehen gezogen, mit dem Heinz Erhardt einen seiner größten Theatererfolge landete.

In gewohnter Erhardt-Manier sitzt Thorsten Hamer am Schreibtisch und spielt mit dem Sinn der Worte: "Wann die tagen? Nachts". Der kleine Finanzbeamte erledigt gewissenhaft alle Pflicht, die ihm aufgetragen wird, entflieht der Feier zur Begrüßung der neuen Finanzministerin, um schnell wieder zu seinen Akten zu kommen.

Dumm nur, dass sein Vorgesetzter (Ralf Hausotte) eigentlich mehr versehentlich eine Akte aus dem Regal zieht: Sofort flattern die Zahlbescheide durchs Zimmer. Schon seit Monaten versteckt Willi Winzig die unangenehmen Briefe, anstatt sie zuzustellen: "Ja stellen Sie sich vor, was das für die Leute bedeutet!"

Doch anstatt die Bürger zu ruinieren, steht der brave Beamte nun selbst vor dem Ruin: Nur noch einen Tag hat er bis zur Pensionierung. Fliegt sein unloyales Verhalten auf, droht ihm die Halbierung seiner sowieso schon mageren Pension. Die vom Vorgesetzten empfohlene Lösung des Schlamassels: Willi Winzig soll den Irren spielen. Dreist biedert sich der sonst so schüchterne Mann bei der neuen Ministerin an, spricht großspurig Empfehlungen aus. Dumm nur, dass Ministerin Almbichler (Ilka Schäfer) sich höchst unwohl und inkompetent in ihrem neuen Amt fühlt und für jede Unterstützung dankbar ist.

Mit schnodderiger Sprache und unamtlicher Herzlichkeit bringt Ilka Schäfer viel frischen Wind ins Finanzamt und die Inszenierung. Ganz zum Entsetzen der strengen und sehr sparsamen Frau Doleschall. Mit verkniffenen Lippen tippelt Racine Tewes über die Bühne und verteilt Befehle. Dazwischen wirbelt noch die eigentlich junge, hier aber eher älter besetzte Biologin Dr. Kubin (Christiane Breucker) herum, die weiteres Geld für ihre Forschung zur visuellen Kommunikation der Winkerfrösche erhofft. Winzig, seinerseits von Fräulein Anni (Silke Newig) verfolgt, himmelt die Biologin im Duo mit seinem Vorgesetzten an.

Immer aufs Neue verwirren sich die Handlungsfäden und bieten reichlich Gelegenheit für Wortspiele. Am Ende geht natürlich alles gut aus, und die Zuschauer im ausverkauften Leo Theater spenden reichlich Beifall.

Ensemble: 4 von 5 Punkten

Bühnenbild: 3 von 5 Punkten

Regie: 2 von 5 Punkten

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