"West Side Story": Kamioka dirigiert 200 Schüler

Ein Chef-Dirigent im Musical-Fieber: Toshiyuki Kamioka spielt mit 200 Schülern und freut sich auf die „West Side Story“.

Wuppertal. Es war keine Saison wie jede andere: Nicht nur in Japan wurden die Wuppertaler Sinfoniker auf ihrer großen Tournee gefeiert. Auch in der Stadthalle, ihrem künstlerischen Zuhause, überzeugten die städtischen Musiker immer wieder ihr Publikum.

Die Zukunft ist jedoch ungewiss: Die Diskussion über eine mögliche Fusion mit den Bergischen Symphonikern hat für Verunsicherung gesorgt — vor wie auf der Konzertbühne. Dort gibt Toshiyuki Kamioka, Chef-Dirigent und künstlerischer Leiter des Sinfonieorchesters, am kommenden Montag in ungewohntem Ambiente den Ton an. Denn auch das Konzert in der Stadthalle ist kein Auftritt wie jeder andere: Um 19 Uhr mischen sich 200 Schüler unter die Sinfoniker.

Herr Kamioka, das Sinfonieorchester spielt bereits zum dritten Mal mit Wuppertaler Schulorchestern. Nach Ravels „Bolero“ und Bizets „Carmen“ gibt es nun die „West Side Story“. Wie hat sich das Zusammenspiel von Profis und Schülern entwickelt?

Toshiyuki Kamioka: Es gibt einige, die zum ersten Mal spielen, und einige, die schon mal mitgemacht haben. Einige haben schon Erfahrung, andere noch nicht. Das ist immer so. Es ist für alle ein schönes Erlebnis und eine tolle Gelegenheit, mit Profi-Musikern zusammenzuspielen. Bis jetzt habe ich nur positives Echo gehört.

Sie spielen normalerweise mit gestandenen Musikern. Wie ist die Zusammenarbeit mit Schülern?

Kamioka: Schüler lernen wahnsinnig schnell. Was ich sage, nehmen sie fast schneller auf als Profi-Musiker.

Was zeichnet die „West Side Story“ aus?

Kamioka: Die „West Side Story“ ist „Romeo und Julia“ im modernen Gewand — eine Liebesgeschichte, die jeden treffen könnte. Dieses Stück wird auf Ewigkeit immer aktuell sein.

Was hat das Publikum am Montag zu erwarten?

Kamioka: Jeder hat Liebeserfahrung. Vielleicht gibt es einige Schülerinnen und Schüler, die noch nicht verliebt waren. Einige haben vielleicht schon Freund oder Freundin. Die Menschen im Publikum haben auch ihre jeweils eigenen Erfahrungen gemacht und ich hoffe, dass dieses Stück für jeden, so verschieden die Erfahrungen auch sind, eine Bedeutung haben kann.

Steht schon fest, ob es eine vierte Auflage des Projekts geben wird?

Kamioka: Ich möchte dieses Projekt unbedingt weitermachen. Ich weiß, dass das Projekt organisatorisch sehr schwierig und anspruchsvoll ist, und unser Education-Team kümmert sich in herausragender Weise darum. Ich hoffe, dass wir spätestens in zwei Jahren wieder ein solches Projekt machen können.

Das Saisonende steht kurz bevor. Was machen Sie in der Sommerpause?

Kamioka: Leider habe ich in diesem Jahr nur sehr kurze Sommerferien. Wir geben am 4. August unser Debüt-Konzert im Concertgebouw Amsterdam und aufgrund der unterschiedlichen Ferientermine muss ich am 8. August wieder in Saarbrücken anfangen, so dass ich nur drei Tage Ferien habe, in denen ich einfach nur schlafen möchte. (Anmerkung der Redaktion: Kamioka ist Chef-Dirigent des Wuppertaler Sinfonieorchesters und gleichzeitig Generalmusikdirektor am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken.)

Worauf freuen Sie sich in der kommenden Saison am meisten?

Kamioka: Ich freue mich auf jedes einzelne Konzert in gleichem Maße. Jedes Programm hat seine eigenen Facetten, seinen eigenen Ausdruck, seine eigenen Schwierigkeiten. Ich freue mich von Konzert zu Konzert.

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