Werner Dickel: Quergänger durch die Sparten

Werner Dickel pflegt neue Musik mit der Kammerphilharmonie und der Reihe „Musik auf dem Cronenberg“.

Werner Dickel: Quergänger durch die Sparten
Foto: Mathias Kehren

Wuppertal. Eigentlich wollte Werner Dickel mit seiner Kammerphilharmonie ein Konzert im Tunnel Dorp auf der Nordbahntrasse geben. Doch das klappte wegen Bauarbeiten nicht. Also tritt das zwölfköpfige Ensemble an diesem Samstag in der Laurentiuskirche mit einem Programm von Bach über eine eigens komponierte Elegie bis Piazolla-Tangos auf.

Vor fünf Jahren hat der Professor an der Musikhochschule die Kammerphilharmonie gegründet: „Sie kam zustande, weil Ex-Studenten etwas mit mir machen wollten.“ Dieses Etwas bewegt sich meist zwischen Jazz, neuer Musik und Improvisation. Dickel, lange Mitglied des Ensemble Modern sowie des Chamber Orchestra of Europe, mag keine Festschreibungen: „Ich bin ein Quergänger durch die Gattungen.“

Mittlerweile haben sich die jungen Musiker im Berufsleben behauptet — eine hat bis vor kurzem bei Daniel Barenboim in Berlin gespielt, einer ist Geiger beim Royal Street Orchestra, einer „eine große Nummer aus dem Gipsy-Jazz“. Aber die Kammerphilharmonie macht ihnen weiter Spaß. Die Gruppe sei „sehr bunt gemischt, aber sehr kompetent“, sagt der Ensemble-Chef. Geprobt wird immer an der Luisenstraße im „Ort“ der Peter-Kowald-Gesellschaft. Das geht oft auch kurzfristig, denn alle wohnen im Viertel.

1995 ist Werner Dickel als Professor an die Musikhochschule gekommen, vorher hat er „ein typisches Musikerleben aus dem Koffer geführt. In der Stadt habe er sich „komischerweise gleich wohl gefühlt: Ich hatte nicht den Eindruck, als hätte ich die Welt aufgegeben“. Zunächst hat er in Cronenberg gewohnt, ist seit 1999 auch künstlerischer Leiter der Reihe „Musik auf dem Cronenberg“, die über einen Verein organisiert wird.

Passt denn neue Musik in diesen bürgerlich-konservativen Stadtteil? „Ja!“, sagt Dickel hochzufrieden. „Ich habe Besuchern über die Jahre sicher einiges zugemutet — John Cage, Minimalisten wie Steve Reich, einmal auch einen dreistündigen Marathon in einer kalten Kirche. Da habe ich wirklich Angst gehabt, dass keiner je wieder kommt.“ Aber meist sei auch „richtig hartes Zeug“ begeistert aufgenommen worden. Gerade sei die Kassenwartin des Vereins 90 Jahre alt geworden: „Da haben wir für sie ein kleines Konzert gespielt.“

Auftritte der Kammerphilharmonie sind ein seltenes Vergnügen. Zwei bis drei Projekte im Jahr sind Dickel derzeit genug: „Ich würde gern erweitern, bräuchte dann aber jemanden, der mir unter die Arme greift.“ Denn die Organisation der Veranstaltungen hängt „im Prinzip an mir“, ebenso wie das werbewirksame Trommeln: „Doch zum Verkaufen bin ich nicht der Richtige.“

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