Wenn der Liebespfeil am PC trifft

Theater-Chef Ralf Budde bringt am Sonntag einen Bestseller auf die TiC-Bühne: Das Stück „Gut gegen Nordwind“ erzählt von einer Liebe, die auf einem Mail-Fehler basiert.

Herr Budde, was ist „Gut gegen Nordwind“?

Ralf Budde: Wenn man es genau nimmt, beginnt alles mit einem Tippfehler: Durch einen Fehler in der Adressleiste ihres Mail-Programmes landet eine E-Mail von Emmi Rothner versehentlich bei Leo Leike. Aus diesem „Unfall“ entwickelt sich Schritt für Schritt eine Art von Brieffreundschaft, die sich immer mehr intensiviert, ja sogar zu einer richtigen Beziehung wird. Das Problem: Emmi ist verheiratet, Komplikationen sind also programmiert. Das Stück erzählt nun diese unverhoffte Liebeskomödie — ausschließlich mit den Texten der E-Mails, die sich beide schreiben. So ergibt sich wie in einem Kaleidoskop in vielen oft kurzen Szenen eine temporeiche und aberwitzige Geschichte — oder wie es im Stück heißt: „Liebesutopie aus Buchstaben gebaut“.

Das Stück feiert am kommenden Sonntag im TiC-Theater Premiere. Empfinden Sie es mehr als Komödie oder als Liebesgeschichte?

Budde: Dem Autor Daniel Glattauer gelingt es, die Balance zwischen beiden Polen zu halten. Natürlich bietet die Ausgangssituation viel komisches Potenzial, das sicherlich auch zu seinem Recht kommt. Im Grunde geht es jedoch um zwei Menschen, die sich sozusagen schriftlich ineinander verlieben. Das ist oft ebenso poetisch und berührend wie lustvoll-komödiantisch.

Petra Koßmann gibt ihr Comeback im TiC-Theater. Die Darstellerin ist auch Mitarbeiterin im städtischen Kulturbüro. Welche Rolle wird sie spielen?

Budde: Petra Koßmann ist sicherlich vielen Theatergängern ein Begriff. Zuletzt konnte man sie im Tal als Camille Claudel erleben, zuvor war sie aber auch schon viele Jahre im TiC-Theater aktiv gewesen. Sie spielt die Rolle der Emmi Rothner: eine quirlige Person, deren vorwitzige und herausfordernde Art nicht nur Leo Leike, sondern sicherlich auch das Publikum für sich einnehmen wird.

Auf wen trifft Petra Koßmann in „Gut gegen Nordwind“?

Budde: Leo Leike wird gespielt von unserem langjährigen Ensemblemitglied André Klem. TiC-Zuschauer kennen ihn aus vielen beliebten Stücken, etwa als Professor Schnauz in der „Feuerzangenbowle“ und natürlich als Henry Higgins in „My Fair Lady“. Der Wissenschaftler Leo Leike hat eigentlich ganz andere Beziehungsprobleme, als ihn die irrtümliche Mail von Emmi erreicht. Ist es eine schicksalhafte Begegnung oder doch eher „Spam“?

Worin liegt für Sie die Botschaft des Stücks?

Budde: „Gut gegen Nordwind“ ist nicht umsonst ein absoluter Bestseller und Theatererfolg der vergangenen Jahre. Zum einen geht es natürlich um das Medium E-Mail und seinen Einfluss auf unsere Kommunikation. Auf der anderen Seite gelingt es dem Autor auf raffinierte Weise, spielerisch auch ganz grundsätzliche Überlegungen zum Thema Liebe und Beziehung vorzustellen, so dass wir uns mit einem Mal alle angesprochen fühlen und plötzlich die Emmi oder den Leo in uns entdecken. Es ist ein faszinierender Exkurs über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Liebe.

Gibt es eine Lieblingsszene?

Budde: Da gibt es — wie so oft — gleich mehrere: zum Beispiel das mitternächtliche Mail-Rendezvous, das nicht ganz so läuft wie geplant, oder die Szene, in der sich beide auf den Anrufbeantworter sprechen, um endlich die Stimme des jeweils anderen zu hören. Und natürlich das „Finale“, in dem sich beide auf ihr erstes Treffen vorbereiten und sich den anderen in allen Varianten ausmalen. Wie nahe sich dann schließlich Wunsch und Wirklichkeit kommen, soll aber noch nicht verraten werden. Nur so viel: Die unerwarteten Wendungen des Stückes bleiben bis zum Ende erhalten.

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