Wenn das TiC zum Tatort wird

„Die toten Augen von London“ nach Edgar Wallace versprechen einen vergnüglichen Gruselabend.

Wenn das TiC zum Tatort wird
Foto: Martin Mazur

Wuppertal. London ist ziemlich groß, und die Bühne des TiC winzig. Trotzdem schaffen es Bühnenbildner Iljas Enkaschew und Regisseur Ralf Budde, die Großstadt plausibel abzubilden. Raffinierte Klappmechanismen und eine exakt einstudierte Umbau-Choreografie machen es möglich, ein nostalgisches Scotland-Yard-Büro, das schmierige Blindenheim und eine düstere Straßenecke im Edgar-Wallace-Krimi „Die toten Augen von London“ voller Flair darzustellen.

Viel Bühnennebel, wenig Licht und die schrillen Schreie der Überfallenen sorgen für Nervenkitzel im TiC-Stammhaus an der Borner Straße. Der starre Blick der mit weißen Kontaktlinsen versehenen „Blinden“ — unheimlich. Dunkle Schatten hinter Türöffnungen lassen böse Vorahnungen aufsteigen. Geheime Türen bieten Verbrechern Schlupfwinkel.

Lässig ermittelt Carsten Müller als Inspektor Larry Holt, nachdem drei alleinstehende, vermögende Herren tot in der Themse gefunden wurden. Besonders hübsch sind seine Telefonate mit dem altertümlichen schwarzen Telefonapparat samt dicker Freisprechtaste.

Margarete Rosenbohm als seine junge Assistentin Diana Ward schafft gut die Balance zwischen Coolness und Fürsorglichkeit. Schnippisch antwortet sie ihrem Vorgesetzten auf diskriminierende Bemerkungen und kümmert sich liebevoll um die blinde Haushälterin Mrs. Fitzgerald (Beril Erogullari).

Dennis Gottschalk als Kleinganove Flimmer-Fred, Andreas Wirth als undurchsichtiger Versicherungsmakler Dr. Judd und Alexander Bangen als sanfter Blindenheim-Leiter sorgen für reichlich Turbulenzen auf der Bühne. Sie bringen die verschiedenen Handlungsstränge in Holts Büro oder an die Straßenecke vor dem Blindenheim zusammen. Nur die Frage, wer vor 25 Jahren das Haus von Mrs. Fitzgerald angezündet hat, bleibt unbeantwortet.

Das Publikum fiebert voll mit, gibt manchmal sogar Kommentare zur Handlung ab. „Heute Nacht lassen wir aber das Licht im Flur brennen“, flüstert nach dem begeisterten Applaus eine Besucherin ihrem Mann zu. Leichter Nebel wabert durch die Straßen von Cronenberg. Ein gelungener Abend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort