Walter Achilles: Ein Cellist zieht Bilanz

Der Sinfoniker gewöhnt sich an den „Ruhestand“ — und blickt auf 37 Jahre im Orchester zurück.

Wuppertal. Noch fühlt es sich für ihn an wie Urlaub, doch bald wird der Zustand Normalität und Alltag sein: 37 Jahre lang spielte Walter Achilles im Sinfonieorchester Wuppertal das Cello — seit Januar genießt er das Leben als Ruheständler.

Hanns-Martin Schneidt stellte den jungen Cellisten 1974 ein, der schon mit 18 Jahren an der Essener Folkwang Hochschule (heute: Uni) und in Detmold studiert hatte und während des Studiums bereits als Aushilfe bei der Nordwestdeutschen Philharmonie in Bielefeld und Herford tätig gewesen war.

Die Musik war aber immer schon Gast im Hause Achilles. Gemeinsam sang man im Kirchenchor, denn Vater Karl Achilles war Kantor an der Herz-Jesu-Kirche in Elberfeld. Er unterstützte den Sohn, als dieser im Schulorchester gefragt wurde, ob er nicht Cello lernen wolle, das fehle nämlich noch. So wurde der Musiklehrer der erste Cello-Lehrer.

Die Dirigenten Peter Gülke und Stefan Klieme hat Achilles erlebt. Er hat unter George Hanson gespielt und natürlich unter Toshiyuki Kamioka. Und nur über ihn möchte Achilles sprechen: „Das Orchester hat einen enormen Aufschwung unter Kamioka erlebt. Das hat man selten, dass es so steil nach oben geht.“ Als Orchestervorstand, dem er zwölf Jahre lang angehörte, freut ihn besonders, dass die Konzerte seither überaus gut besucht sind.

Persönliche und berufliche Höhepunkte waren für ihn die Japan-Tourneen, die Mailand-Besuche und zuletzt der großartige Erfolg im Concertgebouw in Amsterdam: „Boohh — hörte man nach dem letzten Takt von Beethovens Fünfter im Publikum. Wir wurden so toll gefeiert.“

Den Aufschwung in der Education-Arbeit des Orchesters hat Achilles unterstützt und sein Cello auch mit in die Schulen genommen: „Diese Arbeit ist so wichtig. So erreicht man den Nachwuchs, denn manche Kinder kommen auf diese Weise zum ersten Mal mit klassischer Musik in Berührung.“

Lieblingsmusik? Achilles: „Da gibt es viele. Vielleicht Tschaikowskys Pathétique, Bruckners Siebte, natürlich alles von Bach, vor allem auch die Cello-Suiten und auch Neue Musik. Die macht Spaß, aber auch viel Arbeit.“

Achilles greift weiterhin zum Cello, vor allem, um mit Kollegen spontan Kammermusik zu machen. Ansonsten steht nun auch viel Privates auf dem Programm: Kochen ist eine Leidenschaft, Lesen, kulturelle Veranstaltungen besuchen und in Düssel wandern gehen. Und die wenige Monate alte Enkelin Helena („natürlich das schönste Baby des Abendlandes“) wartet auf Oma und Opa.

Aber Ehefrau Gabriele wünscht sich, ihren Mann, den Jeansträger, doch ab und zu noch einmal in Festkleidung zu sehen. „Gut“, meint Achilles, „ich ziehe den Frack dann mal zum Frühstück am Sonntag an.“

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