Von Blochs König Salomon zu Elgars Freunden

Catherine Rückwardt führt die Sinfoniker durch ein extravagantes Programm.

Wuppertal. Nicht sonderlich gut besetzt war am Sonntag der große Stadthallen-Saal beim 7. Sinfoniekonzert. Dabei war es auch ohne den Hausherrn, Chefdirigent Toshiyuki Kamioka, ein hörenswertes Konzert. Catherine Rückwardt, als Gast-Dirigentin die einzige Frau am Pult in dieser Spielzeit, ist bekannt für die Auswahl nicht alltäglich in Konzerten zu hörender Werke in ihren Programmen.

Frederick Delius Zwischenspiel aus seiner Oper „Romeo und Julia auf dem Lande“ nimmt die dramatische Flucht der Liebenden zum Inhalt: Getragenes Streicherwogen und Schluchzer, die sich durch die Instrumentengruppen fortpflanzen, werden von nur kurzen Lichtblicken, zum Beispiel den munterer aufspielenden Flöten unterbrochen. Die Dirigentin weist die Gruppen präzise an und lässt anschaulich gestalten.

Das gilt auch für Ernest Blochs hebräische Rhapsodie „Schelomo“. Hier ist Claudio Bohórquez mit seinem Rogeri-Violoncello der Solist. In tiefen Lagen klagt es vollmundig und leiht dem Salomo seine Stimme: „. . . alles war Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind.“ Der Solist spürt mit großer Vehemenz, gebändigter Kraft und wirkungsvoller Gestaltung den Monologen des biblischen Königs nach. Erst im Mittelteil hellt sich die düstere Stimmung auf, traumhaft singt das Cello eine Melodie, doch immer bleibt das Herz schwer bei dieser fremden Musik. Frische Bläserrufe künden von einem Neuanfang, doch Salomons Cello-Stimme mahnt klangschön — und noch stets in großer Trauer.

Der junge Solist bedankt sich für langen Applaus mit der Sarabande aus Johann Sebastian Bachs dritter Cello-Suite in C-Dur. Er nimmt sie kurz, gestaltet die Phrasen fast ruppig und schafft so einen ganz neuen Höreindruck.

Edward Elgars rätselhafte Enigma-Variationen (Enigma = griechisch: Rätsel) schließlich sind farbenprächtige Musik über ein fließendes, getragenes Thema. 14 Variationen ordnet er den Charakteren von Freunden zu: Da gibt es den Schnatternden und witzig die Tonleitern Durcheilenden, den mit Klagen und Tanz in wogenden Wellen Spielenden oder den ungestüm Polternden, von viel Blech und Schlagwerk untermalt. „Nimrod“ schließlich, das sehnsuchtsvolle Glanzstück der Variationen, kann im zu Herzen gehenden Spiel des Orchesters zu Tränen rühren. Endlich aber beschließt das aufbegehrende und wild wogende Finale mit Schlagwerk-Pointen das Werk: Es soll den Komponisten selbst abbilden. Viel Applaus gibt es für Musiker und Dirigentin für die bestens aufbereitete Musik.

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