Schauspielhaus „Under construction“ : Digitale Begegnungen eröffnen die Vorlaufphase des Pina Bausch Zentrums
Vom 21. bis 29. November findet das Festival „Under construction“ statt - im Schauspielhaus-Studio wird gestreamt.
Die Zeit ist schwierig und deshalb genau richtig. „Wir wollen dem Coronablues trotzen“, verkündet Kulturdezernent Matthias Nocke und leitet am Dienstag die digitale Vorstellung des Festivals „Wir bauen ein Haus“ ein. Weil echte Begegnungen der Menschen täglich mehr unterbunden werden. Weil das Pina Bausch Zentrum wie eine Fata Morgana erscheint, während das Gebäude, in das es einziehen soll, vor sich hindämmert. Gerade deshalb wird das ehemalige Schauspielhaus ab Samstag eine gute Woche lang lebendig als Streamingstudio. „Under construction“ bietet ein tägliches (Fernseh-)Programm, das durch den Tag führt und auf dem heimischen Computerbildschirm angeschaut werden kann.
Als die neue Intendantin des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch, Bettina Wagner-Bergelt, Anfang 2019 das alte Schauspielhaus besuchte, war ihr klar, dass „hier künstlerisch etwas passieren“ müsse. Deshalb initiierte sie dort Veranstaltungen, setzte sich für verschiedene Projekte ein, die das Tanztheater näher zu den Menschen bringen und stellte sich immer wieder der Frage, wie mit dem Werk Pina Bauschs umzugehen sei. Pina Bausch Zentrum wie Festival sollen Künstler weltweit vernetzen und einen Ort für die Wuppertaler bieten.
Marc Wagenbach verantwortet das Programm, das Visionen für die noch so ungreifbare Zukunft entwickeln soll: Es besteht aus neun Formaten: Künstlerische Interventionen soll es geben, bei denen externe Choreographen mit Tänzern und Nicht-Tänzern Stücke erarbeiten. Das Archiv der Träume sammelt Vorstellungen und Wünsche der Menschen, die diese mit Tanz, Zukunft und Wohlfühlorten verbinden.
Es gibt verschiedene Online-Workshops aktiver und ehemaliger Tänzer mit über 60-Jährigen (in Zusammenarbeit mit dem Tanzchor 60+ und der Bergischen Musikschule) und mit Schülern (in Zusammenarbeit mit dem Berufskolleg Kohlstraße und der Gesamtschule Langerfeld). Themen wie hybride Formate, Pandemie oder Architektur sollen im Rahmen von Panels und Gesprächsrunden behandelt werden. Filme, Podcasts, ein Engels-Special, ein Nachtprogramm mit einem Tanzfilm und ein Musikprogramm runden das Angebot ab. Dass jeder Tag mit einem tänzerischen Warm-Up beginnt, ist ein naheliegendes wie reizvolles Angebot.
Das Zentrum soll ein
für alle offener Ort sein
Das Tanztheater steuert dabei zwei Schwerpunkte bei: Die Premiere des „Stücks mit dem Schiff“, die vor dem Lockdown am Samstag analog im Opernhaus geplant war. Nun geht sie digital - wird auch auf die Fassade des Schauspielhauses projiziert (wie einige andere Programmpunkte auch). Und sein Encounter-Format, das im Spielplan stand und auch der Pandemie zum Opfer fiel. „Begegnungen, das Gegenkonzept zu dem, was wir dürfen“, so Bettina Wagner-Bergelt, holt nun doch noch externe Choreographen ins Haus.