„Theater ist immer ein Zuschussgeschäft“

Während die Comödie schließt, ist im TiC-Theater „alles im grünen Bereich“. Auch Bühnen, Börse und Forum haben keinen Grund, um über Zuschauerzahlen zu klagen. Trotzdem ist die finanzielle Decke dünn.

Wuppertal. Wer vor sechs Monaten hätte tippen sollen, welche der Wuppertaler Theaterbühnen im Juni schließt, hätte vermutlich mit dem TiC-Theater gerechnet. Damals war das renommierte Amateurtheater in fast tödliche finanzielle Schieflage geraten. Nun hat jedoch nicht das TiC-Theater seine Pforten geschlossen, sondern die Comödie. Als Grund für das Aus nannte Geschäftsführer Jochen Schroeder, dass das angepeilte Betriebsergebnis nicht erreicht werden konnte.

"Bei uns ist alles im grünen Bereich", gibt hingegen Ralf Budde (TiC-Theater) zu Protokoll. Nicht die neue Theaterleitung - als Doppelspitze arbeiten Ralf Budde und Stefan Hüfner - ist dafür allein verantwortlich. "Seit einem halben Jahr haben wir einen Beirat." Der fungiert als Aufsichtsrat.

Doch es ist nicht die Strahlkraft dieser namhaften Mitbürger, die zum Guten führte. Unter den Mitstreitern sind Wirtschaftsleute, die darin geübt sind, dicke Bretter zu bohren. Dazu sei man im TiC-Theater "überaus flexibel": "Gut besuchte Stücke können wir immer wieder ins Programm einflechten." Zu den Rennern der Saison gehören der Heinz-Erhardt-Abend "Noch ’n Gedicht" und "Eine gute Partie".

Konkrete Zahlen mag Budde nicht nennen. "Dazu müssen wir das erste Jahr abwarten." Auch über den finanziellen Zuschuss, mit dem das Haus jährlich von der Stadt bedacht wird, trifft er keine Aussage. "Die Stadt unterstützt uns sehr." Unter anderem stellt sie das Gebäude mietfrei zur Verfügung.

Transparenter ist das Zahlenwerk der Wuppertaler Bühnen. Der jährliche Betriebskostenzuschuss beläuft sich auf 10,8 Millionen Euro, die die Stadt gibt, dazu kommen 416000 Euro des Landes NRW. Aus den Summen werden auch rund 200 Gehälter der Mitarbeiter aus Technik, den Werkstätten und der Künstler bestritten, also Arbeitsplätze in einer arbeitsplatztechnisch nicht gerade gesegneten Kommune.

Die Besuchszahlen der aktuellen Spielzeit werden derzeit ermittelt - offizielle "Spielzeitgrenze" ist am 1. August. Doch schon jetzt wissen Finanzchef Enno Schaarwächter und Marketing-Mann Oliver Tettenborn, dass das von Wolf Erlbruch ausgestattete Kindermärchen "Urmel", der filmische Evergreen in Musical-Format "Manche mögen’s heiß" und das berühmte Jugendstück "Linie 1" "absolute Zuschauermagneten" waren.

Das Zahlenwerk liest sich aus der Spielzeit 2006/07 (ohne Pina Bauschs Tanztheater) wie folgt: 57009 Gäste kamen zu Eigenproduktionen auf der großen Bühne im Schauspielhaus, Gastspiele besuchten 1955 Zuschauer, und die Inszenierungen im Foyer wollten 7398 Menschen sehen. Dazu kommen 3082 Zuschauer, die Stücke in der Elberfelder Citykirche anschauten und 640 Gäste von Aufführungen in der Börse. Mit theaterpädagogischen Workshops, Gastspielen und Sonderveranstaltungen beträgt die Gesamtzuschauerzahl aus der Spielzeit 06/07 92234 Gäste.

Über mangelnde Resonanz kann auch Martina Steimer, Chefin im Forum Rex, nicht klagen. "Bei den 250 bis 300 Veranstaltungen im Jahr werden unglaubliche Menschenmengen bewegt." Nach der Talsohle, die auch mit der Umstellung auf den Euro durchlaufen worden ist, besuchten im vergangenen Jahr rund 80000 Gäste das Rex.

Zwar wird das Theater am Kipdorf jährlich mit 80000 Euro von der Stadt bezuschusst, muss aber Miete und Nebenkosten aus eigener Tasche berappen. "Und das ist bei einem Haus wie dem Rex nicht wenig", so Steimer. Dazu kommen ständig steigende Abgaben für Gema und Künstlersozialkasse.

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