Taltontheater-Chef: „In diesem Tal ist vieles möglich“

Bewährungsprobe auf der neuen Bühne: Jens Kalkhorst, künstlerischer Leiter des Taltontheaters, bereitet die erste Premiere vor.

Herr Kalkhorst, das Taltontheater hat turbulente Monate hinter sich. Erst hat das Ensemble seine Hauptspielstätte, das Rex-Theater, verloren. Dann drückten Zukunftssorgen die Stimmung. Als nach langer Suche eine neue, eigene Bühne gefunden war, war eine Mehrfachbelastung zu meistern — zwischen Beruf, Theaterproben und Renovierungsarbeiten. Nun sind die ersten Aufführungen über die Bühne gegangen. Freuen Sie sie jetzt einfach „nur“, dass es endlich losgegangen ist, oder mischen sich in die Euphorie auch Erwartungsdruck und Existenzängste?

Jens Kalkhorst: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es keinen Erwartungsdruck geben würde, aber eigentlich gibt es den ja vor jeder Premiere. Wir sind jetzt voller Tatendrang und es ist schön, sich endlich wieder auf das zu konzentrieren, weswegen wir uns ursprünglich gegründet haben, nämlich gutes Theater zu machen. Die vergangenen Monate waren ein Kraftakt, aber jetzt geht der Blick nach vorn und wir haben einen runden Spielplan, der für jeden etwas bietet.

Die neue Bühne ist ein finanzielles Risiko. Wie optimistisch sind Sie, die Herausforderung zu bestehen?

Kalkhorst: Wir hätten das Projekt nicht in Angriff genommen, wenn wir nicht sicher gewesen wären, dass wir es schaffen. Auch darf man nicht vergessen, dass wir ja nun schon seit sieben Jahren Theater im Tal machen und somit keine Unbekannten sind. Deshalb sehen wir in der eigenen Spielstätte vor allem die neuen Möglichkeiten und die Herausforderung im positiven Sinne.

Wie haben die ersten Gäste das neue Theater angenommen?

Kalkhorst: Die Resonanzen sind durchweg positiv, die Mischung aus Industriegebäude und klassischen Theatercharme kommt beim Publikum sehr gut an. Die Gäste fühlen sich auch in unserem Barbereich sehr wohl und wir freuen uns darüber, dass sie unser Angebot auch nach der Vorstellung annehmen und den Abend dort ausklingen lassen.

„Der dressierte Mann“ macht den Anfang: Am 28. Januar feiern Sie die erste Premiere im neuen Haus. Was erwartet das Publikum?

Kalkhorst: Eine bissige Beziehungskomödie über Männer und Frauen — und was die Frauen-Emanzipation aus ihnen macht. Der Text basiert auf dem Bestseller vom Esther Vilar und zeigt auf höchst amüsante Weise, was passiert, wenn unsere Rollenklischees auf den Kopf gestellt werden. Und wer jetzt denkt, dass nur die Männer wieder mal ihr Fett abbekommen, sollte sich auf eine Überraschung gefasst machen.

Es gibt die Vision, dass ihr neues künstlerisches Zuhause ein Kulturzentrum werden könnte. Wie realistisch sind die Pläne? Gibt es schon entsprechende Nachbarn oder Interessenten?

Kalkhorst: Wuppertal war immer eine Stadt, die Kultur und Industrie verbunden hat. Deshalb finde ich die Idee eines Gebäudes, in dem aktives Handwerk und Künstler Tür an Tür wohnen, sehr reizvoll. Wir arbeiten jetzt erstmal an einem Konzept mit unserem „Nachbarn“ — der Nordbahntrasse. Wie sich das Konzept für die Wiesenstraße 118 entwickelt, kann ich momentan nicht abschätzen. Aber eines kann man schon sagen: Möglich ist in diesem Tal vieles, deshalb lassen wir uns überraschen.

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