Kultur : Roger Loewig malt gegen die Unterdrückung
Tag der Deutschen Einheit im Zentrum für verfolgte Künste.
Mit Bleistiften, Tusche, Buntstiften und sogar Kugelschreibern lässt der Maler Roger Loewig seine entwurzelten Kreaturen entstehen. Oft schweben sie über weiten Landschaften oder scheinen ihnen zu entwachsen. Jetzt wurde eine Ausstellung des 1997 gestorbenen Künstlers im Zentrum für verfolgte Künste in Solingen eröffnet. Mit Recht an diesem Ort: Denn Loewig thematisiert in seinen zur Phantastischen Realität gehörenden Zeichnungen und den in ihnen zentral agierenden Figuren Gewaltherrschaft, Flucht, Willkür und auch Vertreibung. Als böse Fratze oder als geschundenes Opfer entstehen gestrichelte Metaphern wider die Unterdrückung.
Zum Tag der Deutschen Einheit, der sich am Samstag, 3. Oktober, zum 30. Mal jährt, stellt das Zentrum für verfolgte Künste den Maler Roger Loewig in den Mittelpunkt. Die Ausstellung trägt den Titel „Noch tönt Gesang unter der zerbrochenen Brücke“ und wurde Donnerstagabend im Gräfrather Zentrum eröffnet.
Der Blick geht bewusst
in die Nachkriegszeit
Direktor Jürgen Kaumkötter hatte Loewig nicht ohne Grund ausgewählt. Widmet sich das Zentrum für verfolgte Künste sonst verstärkt den Schicksalen der in der Nazizeit von 1933 bis 1945 verfolgten, verfemten und ermordeten Künstlern, so geht der Blick bewusst jetzt in die Nachkriegszeit. Loewig steht für die Schicksale nicht angepasster verbotener Künstler in der DDR der ersten zwei Jahrzehnte.
In ihrer Eröffnungsrede spann die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbands Rheinland, Karin Schmitt-Promny (Grüne), dann auch den Bogen von der Ausstellung des Zentrums im Deutschen Bundestag zu Jahresbeginn zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz zur aktuellen Loewig-Schau. Dem Zentrum gelinge es immer wieder, die Biografien der Künstler eindrucksvoll zu zeigen, deren Kunst und Geschichte in Szene zu setzen.
Zu Loewig gibt es eine eigene Gesellschaft und ein eigenes Museum. Die Tochter der Vorsitzenden der Gesellschaft Krista Maria Schädlich, Anna Schädlich, hat 120 Werke zusammengetragen. Darunter auch Ölbilder aus den 1950er Jahren, in denen Loewig vor allem mit expressionistischen Mitteln seinen autodidaktischen Stil fand. Neben ihr und Kaumkötter nahm Dr. Johannes Vesper an einer Gesprächsrunde zur Eröffnung teil. Er erzählte von seinen Begegnungen mit dem Maler in West-Berlin und der persönlichen Beziehung, die sich daraus entwickelt hatte.