Kunst trotz(t) Corona Ausstellung mit Pause

Nach der Corona-bedingten Schließung der Gasträume, sind jetzt auch wieder die Kunstwerke dort zu sehen.

 Nanny de Ruig zeigt Bilder auf Ei-Tempera.

Nanny de Ruig zeigt Bilder auf Ei-Tempera.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Das „Swane Design Café“ trägt nicht nur das Gastronomische im Namen. Mit „Design“ ist angedeutet, dass mehr dahinter steckt, und Freunde des Lokals im einstigen Luisencafé kennen und schätzen Selly Wanes Haus für ein breites Konzept: Neben Essen und Trinken hat es Raum für soziale Initiativen, Foren, Gespräche und Kunst. Im Gastraum finden Konzerte vom Reggae bis zu Akustik-Gitarre ihre Zuhörer, und nebenan (in einer Art Wintergarten) gibt es regelmäßig Ausstellungen.

Mit dem stark kommunikativen Charakter des Swane hat es zu tun, wie man nun durch den Lockdown kam. Seit März brachen Einnahmen weg, die für ein Café (damals) ohne Biergarten vor dem Sommer besonders wichtig sind. Derzeit ist die Krise „gewuppt“, und Selly Wane sagt entspannt: „Freunde haben mich unterstützt.“

So mancher ist hier mehr als Gast, sondern Aktiver, etwa der Beuys-Schüler Bodo Berheide, Musiker und andere. Einige aus diesem Kreis starteten nun eine Rettungskampagne - bei einer „Crowdfunding“-Plattform, inklusive ansprechendem Filmchen. Bis zum 19. Mai fand sie zahlreiche Teilnehmer, die Geld beisteuerten und dafür (wie bei dieser Finanzierungsform üblich) auf „Dankeschöns“ rechnen konnten - für mal fünfzig, mal hundertfünfzig Euro lockten auch Kunstwerke.

Nanny de Ruig ist ein Beispiel für die unterschiedlichen Rollen, die im Swane zusammen kommen. Auch sie war Teil der Retteraktion, doch präsent in der Luisenstraße 102a war sie bis vergangenes Wochenende mit ihrer Kunst: Im März hatte die Malerin hier die Ausstellung „Vierzig:Fünfzig: little stories“ eröffnet, bis der Lockdown sie stoppte.

Als der Cafébetrieb nun wieder anlief, waren auch de Ruigs Werke wieder sichtbar - insgesamt immerhin drei Wochen. Dazwischen aber fristeten sie ein undankbares Dasein: gehängt, doch verborgen, eine Schau ohne Zuschauer. Sie selbst nahm es pragmatisch, kam ein paarmal vorbei, vom Innenhof waren ihre Bilder durch die Scheibe erkennbar: Einige verrutschten mit der Zeit, nach Wiederöffnung rückte sie sie gerade.

Schon seit 1970 lebt und arbeitet die vitale Niederländerin in Wuppertal und ist seither oft mit Ausstellungen präsent.

Bewegung und Menschen sind Themen de Ruigs: Nach alter Tradition auf Ei-Tempera gemalt, zeigte eine Reihe hier Personen, von Zeitungsfotos inspiriert, die nun aber gern neue „Geschichten“ erzählen sollten. Wie das Bild der weiblichen Figur mit Atemmaske, dieser Tage sicher anders interpretiert als vor Jahren, als es entstand. An der angrenzenden Wand ging es nicht-figürlich zu, dynamisch-abstrakt war hier besagtes Prinzip „Bewegung“ zu Papier gebracht.

Im Swane treffen sich nicht nur Gastro, Kunst, Soziales, sondern auch die Genres. Ähnlich war de Ruig über Jahre mit der Band „Hölderlin“ musikalisch aktiv, zudem mit Tanz und Performances. Das Tanz-Faible brachte ihr auch die Erfahrung ein, dass sich manches mit der Zeit ergibt: Als sie vor vier Jahrzehnten erstmals das Tanztheater sah, war sie demnach begeistert und träumte davon, einmal mitzumachen. 2008 dann bot sich ungeplant tatsächlich die Chance: Sie wurde Teil von Pina Bauschs „Kontakthof 65 plus“.

Vergleichbar mit der Swane-Story? Hier war es neben Beharrlichkeit wohl vor allem ein waches Netzwerk aus Freunden des Hauses, das über die Durststrecke des Lockdowns hinweg half.

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