Springmann-Stiftung: Lob, Freudentränen und ausgezeichnete Künstlerinnen

Preisvergabe in der Galerie Weißes Haus: Enno und Christa Springmann fördern Wuppertaler Künstlerinnen.

Wuppertal. "Xanthippe sprach zu Sokrates/du bist schon wieder blau!/Er sprach: Bist du auch sicher des?/ Er gilt noch heut als Philosoph und sie als böse Frau." Neben einem plattdeutschen Gedicht und Zitaten aus Erich Kästners "Lyrischer Hausapotheke" bedankte sich die sichtlich gerührte Maresa Lühle mit diesem Zitat aus Bertolt Brechts 1934 verfasstem "Alfabet".

Dass der Künstlerin am Samstag Freudentränen in den Augen standen, lag nicht allein daran, dass sich die Ensemble-Schauspielerin der Wuppertaler Bühnen sehr über die Auszeichnung der Enno und Christa Springmann-Stiftung freute.

Kollegin Ingeborg Wolff hatte die Laudatio auf sie gehalten - und die war gespickt mit vielen persönlichen Erinnerungen und anerkennendem Lob: "Du wirst deinen Weg gehen, da bin ich mir sicher." Vor allem der Brecht-Liederabend, den beide Schauspielerinnen in der Spielzeit 2005/06 unter dem Titel "Wie alles vorüberging, so verging auch das" präsentierten, war ein Thema.

Der von den Eheleuten Springmann gestiftete und mit 4000Euro dotierte Preis ehrt verdiente Wuppertaler Künstler - und soll ihnen das Leben als Kunst- und Kulturschaffende ein wenig erleichtern. Zur zehnten Preisvergabe in der Galerie Weißes Haus bei Gastgeberin Christa Müller-Schlegel wurden neben Lühle zwei weitere Frauen ausgezeichnet. "Form und Farbe öffnen bei Hildegard Harwix Räume und lassen den Blick zwischen Rundem und Graden schweben", erklärte Jutta Höfel in ihrer Lobrede. "Tore jenseits überkommener Betrachtungen werden aufgestoßen."

Nach offizieller Urkundenverleihung und Scheckübergabe meldete sich die geehrte Malerin knapp, aber punktgenau und präzise zu Wort: "Vielleicht muss man heutzutage auch sagen, dass man den Preis gerne annimmt." Das war wohl als Andeutung auf Marcel Reich-Ranicki und seine jüngste Wutrede beim Deutschen Fernsehpreis zu verstehen.

Auch Violinistin Roswitha "Rosi" Dasch hatte ihre eigene Art, sich für die auf sie von Lutz-Werner Hesse (Musikhochschule) gehalten Ehrenrede zu bedanken. Doch ehe sie zusammen mit Pianistin Elke Masino einen repräsentativen Querschnitt ihres musikalischen Könnens zeigte, hatte sie zusammen mit den Gästen Hesses feinfühliger Rede zuhören dürfen.

Der Dozent erinnerte sich an ihre erste Begegnung vor 20 Jahren. "Hey, bist Du der Neue?", hatte ihn die Studentin damals unbekümmert gefragt, und nicht nur deshalb blieb "dem Neuen" die "Studentin mit der außerordentlichen musikalischen Begabung" besonders im Gedächtnis. "Sie lebt als Künstlerin nicht im Elfenbeinturm, sondern mitten in der Welt - mit sozialer Verantwortung", verwies er auf ihr Engagement für ehemalige Ghetto- und KZ-Überlebende in Litauen.

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