Sinfoniker geben sich französisch

Pult-Star Michel Plasson dirigierte am Sonntag in der Stadthalle.

Wuppertal. Auch wenn Toshiyuki Kamioka einmal nicht dirigiert, spielt das Wuppertaler Sinfonieorchester exzellent Musik. Französische Musik ist natürlich beim 80-jährigen Grandseigneur der Pul-Stars, beim Franzosen Michel Plasson, in besten Händen.

Gabriel Faurés Suite zu „Pelléas et Mélisande“ gerät unter seinem sensiblen und ruhigen Dirigat zu einer von sanfter Melancholie durchzogenen, märchenhaften Musik. Sie koloriert die Handlung von den unglücklich Liebenden in anschaulicher Weise: Machtvoll und trauernd steigern sich die Instrumente und lassen „Le mort de Mélisande“ (Der Tod) ersterbend verklingen. Auf diese feine Gewichtung legt Plasson auch bei Maurice Ravels Liedern „Shéhérazade“ Wert.

Sehnsucht nach der Fremde, Gefühle und Stimmungen kennzeichnen die drei Lieder, die Dorothea Brandt ergreifend, mit großem Ausdruck und einer klangvollen, an keiner Stelle überwertigen Sopranstimme singt. Das Orchester liefert das leuchtende Klangkolorit: „Fliegt jeder Ton wie ein geheimnisvoller Kuss“ heißt es im Lied „La flute enchantée“ (Die Zauberflöte), und diese Sanftheit, Trauer und Freude vermittelt die Musik in dieser Interpretation in hohem Maße.

Ruhig verströmen lässt Dorothea Brandt auch die fast rezitativischen Gasangslinien im schwärmerischen und textdeutend in Musik gesetzten Lied „Der Gleichgültige“.

César Francks d-Moll-Sinfonie schließlich kommt als großes Klanggemälde daher. Sie verbindet die klassische und romantische Formenwelt und lässt den Orgelkomponisten durchschimmern, etwa beim Hervorheben von solistischen Instrumenten-Farben. So gelingt eine effektvolle und subtil verarbeitete Musik. Es gibt vielfältige Themen im Kopfsatz, die sich auch im Finale wiederfinden und als Ohrwürmer einnisten, und ein gesangliches Spiel im Mittelsatz, der Andante und Scherzo kunstvoll verknüpft. Weites Schweifen und machtvolles Emporschwingen, untergründige Schwermut und Trauer und sich plötzlich bahnbrechende Freude, aber auch tröstlich melodische Klänge sind Kennzeichen dieser farbenreichen und sinnlichen Musik. Dirigent Michel Plasson ist am Ende sichtlich gerührt über den stehend gespendeten Applaus des begeisterten, aber dieses Mal nicht so zahlreich wie üblich erschienen Publikums im großen Stadthallen-Saal.

“ Das Konzert am Sonntag dauerte eine Stunde und 50 Minuten. Es wird am Montagabend um 20 Uhr wiederholt. Um 19 Uhr gibt es eine Konzerteinführung mit Lutz-Werner Hesse.

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