Sinfoniker bekennen Farbe

Am Sonntag glänzten die städtischen Musiker im großen Stadthallen-Saal. Heute wiederholen sie das gefeierte Programm.

Wuppertal. Drei bekannte Werke vom Anfang des 20. Jahrhunderts umfasst das Programm des Sinfoniekonzertes mit dem Titel "Orchesterfarben". Das Aufbrausen von Wind und Wellen, rasante Zigeunerklänge und feurige Märchenmusik - die Kompositionen von Claude Debussy, Maurice Ravel und Igor Strawinsky geben den Sinfonikern unter der Leitung von Toshiyuki Kamioka reichlich Gelegenheit, vielfältige Klangfarben zu entfalten.

Den Auftakt bildet "La Mer" von Debussy. Das vom Komponisten als "sinfonische Skizzen" bezeichnete Werk gilt mit seinem freien Gestaltungsprinzip als ein Gegenentwurf zur traditionellen Symphonie. Leise setzt der erste Satz an, und Dirigent Kamioka erfordert von seinen Musikern ein äußerstes Pianissimo. Vor allem die Streicher weist er immer wieder in dieses zurück, um die Sequenzen der Bläser besonders herauszuarbeiten.

Die Sinfoniker machen den wechselvollen, immer wieder aufschwellenden Charakter des Meeres hörbar. Doch bleibt das Spiel stets zurückgenommen. Kamioka zeichnet die Leidenschaft, lässt das Orchester dabei aber glasklar klingen und jede schwelgerische Hingabe vermeiden. Gerade dieser Gestus bietet eine anspruchsvolle Interpretation, lotet genau die feinen Farbschattierungen der hohen Instrumentierungskunst Debussys aus und wird der Komposition sehr gerecht.

Rasant geht es mit "Tzigane" weiter. Ravel hat das Werk nach Art einer ungarischen Rhapsodie komponiert und die sogenannte Zigeuner-Tonleiter verwendet, um einen charakteristischen Klang zu gestalten.

Linus Roth spielt den höchst virtuosen Solopart. Der junge Geiger entfaltet einen warmen Ton auf seiner Stradivari, ohne der Versuchung zu erliegen, ihn zu einem vermeintlich rassigen Klang zu forcieren. Er meistert die technischen Herausforderungen souverän. Selbst bei dichten Klangkaskaden und schwindelnden Höhen bleibt das Spiel rein und gehaltvoll. Der Dirigent lässt das Orchester zart und federnd begleiten. Es gelingt eine für dieses Stück ungewöhnlich filigrane Aufführung.

Den Abschluss bildet die Orchestersuite "Der Feuervogel". Erst 27 Jahre alt war Strawinsky, als er diese Märchenvertonung für einen Ballettabend begann. Die Komposition machte ihn mit einem Schlag berühmt.

Kamioka setzt dabei auf die Kontraste, die das Werk bietet. Zunächst lässt er die Klänge im Pianissimo fein verwunschen aufblühen. Doch dann trumpft das Orchester impulsiv auf. Doch auch hierbei wird es wieder zurückgenommen in feinste, leise Klänge, scheint dabei an einer Passage jedoch fast auf der Stelle zu treten.

Dennoch: Der "Feuervogel" erklingt höchst facettenreich. Die Sinfoniker überzeugen mit glänzendem Spiel und werden mit ihrem Dirigenten vom Publikum begeistert gefeiert.

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