Sinfoniker analysieren Beziehungen

Toshiyuki Kamioka widmete sich gestern Wagner-Figuren.

Wenn stehend gespendeter, lang anhaltender Beifall und Bravo-Rufe des Publikums Begeisterung spiegeln, treffen bekennende Wagner-Fans im Konzert auf ihren Lieblings-Dirigenten Toshiyuki Kamioka und ein versiert aufspielendes Wuppertaler Sinfonieorchester.

"Beziehungszauber" ist der Titel des 8. Sinfoniekonzerts in der Stadthalle, der auf die vielfältigen "Beziehungen" der Figuren in den Wagner-Opern anspielt.

Hat man "Eine Faust-Ouvertüre" und das "Siegfried-Idyll", das Wagner als Geburtstagsgruß für Gattin Cosima schrieb, schon öfter vom Orchester gehört, schafft die ungewöhnliche Zusammenstellung der Ausschnitte aus dem Stück "Der Ring des Nibelungen" einen farben- und kontrastreichen Querschnitt durch das vierteilige Wagner-Werk - ganz ohne Bühnenbild und Gesang. Auftrumpfend, mit Blechbläser- und Paukendonner ziehen die Götter im Rheingold zum Walhall, lieblich und melodisch geben Harfe und Holzbläser den Regenbogen im Abendschein, der ihnen den Weg weist.

Fegende Streicher, sirrende Bläser und die Signale der Blechbläser künden den Ritt der kriegerischen Walküren an, die mit viel Getöse und auf- und abfahrenden Stürmen zu Beginn des 3.Akts in der Oper "Die Walküre" über das Himmelszelt jagen. Die in Filmen häufig zitierte Musik spielt die Sinfoniker aufbrausend und leidenschaftlich, sie bauen die unheimlichen Klangwolken spannungsreich auf.

Als Wotan Brünnhilde im schützenden Feuergürtel einschließt, ist sein Abschied in strahlend-herrschaftliche wie auch getragen-wehmütige Musik gefasst. Erst die züngelnden und flackernden Flammen von Streichern und Harfe bringen Erwartung und Unruhe: Ob ein furchtloser Held das Feuer durchdringen wird? Im "Waldweben" aus "Siegfried" schält sich aus wundervollen Pianissimo-Wogen der Horn-Ruf Siegfrieds, der nach dem Drachentod die Vogelsprache versteht: Holzbläser entfalten sie zauberhaft und wunderbar weich geblasen.

Eindringlich und mit deutlichem Innehalten gestaltet Kamioka "Siegfrieds Tod und Trauermarsch" aus der "Götterdämmerung": Das strahlende Helden-Thema des vollen Orchesters erstirbt nach Hagens Speerstoß in zitternden Geigenklängen.

Doch dann geleitet ein Trauerzug Siegfrieds Leichnam mit brutalen, dumpfen Paukenschlägen im Trauermarsch zur Gibichungenhalle. Verklärung im Tod und gewaltig-düstere und verebbende Wirbel durchziehen die Musik, die unmittelbar emotional anspricht und gefangen nimmt. Erst nach ergriffenem Schweigen bricht sich der Jubel des Publikums Bahn.

Das Sonntagskonzert wird am Montag um 20 Uhr in der Stadthalle wiederholt. Karten können unter Ruf 5694444 bestellt werden.

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