Historische Stadthalle Stadthalle hatte „fulminanten Jahresabschluss Anfang März“

Geschäftsführerin Silke Asbeck blickt auf 2020 zurück und fordert Optimismus für 2021.

 Silke Asbeck ist Geschäftsführerin der Historischen Stadthalle.

Silke Asbeck ist Geschäftsführerin der Historischen Stadthalle.

Foto: Bettina Osswald, Wuppertal_0160/Bettina Osswald_www.photographie

Es ist nicht die Zeit für Jammern und Wehklagen, „wir müssen die negativen Dinge mit unserem Optimismus bekämpfen“, fordert Silke Asbeck. Die Geschäftsführerin der Historischen Stadthalle blickt auf ein „sehr facettenreiches Jahr mit vielen Aufs und Abs zurück“, das ihr viel „Arbeit für die Tonne“ abverlangte, weil sie ständig neue Pläne entwarf, die wegen der Entwicklung der Corona-Krise nicht verwirklicht werden konnten. Im zweiten Lockdown schiebt sie nun Pläne für 2021 ins zweite Halbjahr.

Am 9. März 2020 sorgte Starpianist Lang Lang für ein übervoll besetztes Haus – „nach ausführlicher Diskussion darüber, ob das Konzert überhaupt stattfinden sollte. Unsere Entscheidung erwies sich aber als richtig, es gab nur eine Handvoll Absagen“, erinnert Asbeck ein wenig wehmütig an den „fulminanten Abschluss des Jahres“. Es folgten zäh sich ausdehnende Wochen im ersten Lockdown, der sich schließlich bis in die Sommerpause verlängerte. Asbecks Team verbrachte sie mit Verlegungen, Stornierungen, Nachholterminen und coronakonformen Saalbelegungs-“Spielen“. Der große Saal mit seinen 1540 Plätzen etwa wurde auf dem Papier zunächst zur Hälfte, dann mit 400 Plätzen gefüllt. Nichts davon wurde Wirklichkeit.

Saalbelegungs-Pläne schrumpften immer weiter zusammen

Ende Juni dann trat das Sinfonieorchester zu zwei Kammerkonzerten im Mendelssohn-Saal an. Der Testlauf vor der Sommerpause gelang, auch dank umfangreicher, personalintensiver Sicherungsmaßnahmen, so Asbeck. Nach den Ferien folgten bis in den Spätherbst weitere Veranstaltungen, die aber von immer weniger Menschen besucht werden durften. „Bei 300 bis 350 Besuchern tragen sich Tourneeproduktionen nicht mehr, im Spätherbst waren wir schließlich bei nur noch 150“, erzählt Asbeck. Zum November kam der zweite Lockdown.

An jedem Jahresende herrscht Hochkonjunktur in der Historischen Stadthalle – mit der Feier für bis zu 700 einsame und alleinstehende Menschen am 24. Dezember, mit Chor-, Silvester- und Neujahrskonzerten. All das fiel 2020 aus. Die Projektleiter haben frei, Asbeck sieht nur wenige ihrer zirka 30 Mitarbeiter, erlebt das stolze Gebäude am Johannisberg als dunkel und trostlos. Statt der beliebten Feier an Heiligabend gab es „als kleine Entschädigung“ eine „Tüten-Engel“-Aktion, und die Sinfoniker versuchten Spielfreude und -bedürfnis mit Aufnahmen ihres Sinfoniekonzerts und eines Blechbläserweihnachtsspecials zu kompensieren. Bis Mitte Februar bleibt das Gebäude dicht, es gibt weder Musicalproduktionen, die sonst gerne im Januar angeboten werden, noch Neujahrsempfänge, die 2021 vielleicht zu Sommerfesten umfunktioniert werden könnten.

Dennoch könnten die Verluste, die Asbeck schon im Sommer bei etwa 800 000 Euro veranschlagte, vielleicht etwas geringer ausfallen – dank Kostenreduzierung durch Kurzarbeit, niedrigerer Heizungstemperaturen oder größerer Reinigungsintervalle. Auf keinen Fall, so Asbeck, strebe man maximale Rendite auf Kosten der Veranstalter an. Die seien Partner, die man für die Wiederaufnahme des Betriebes brauche. Dass die kommt, ist sich Asbeck sicher, denn „die Besucher sind ausgehungert nach Veranstaltungen“. Digitale Formate könnten das Konzerterlebnis im Haus nicht ersetzen. Auch hybride Angebote eignen sich auf Dauer nur als Äquivalent zu Präsenzveranstaltungen im Businessbereich oder als Präsentationsplattform für Kulturschaffende. Ersetzen aber nicht das Erlebnis des direkten Kontakts von Künstlern und Publikum. Die Frage sei nur, mit wie vielen Veranstaltern und in welchem Tempo es wieder losgehe.

Angebote, die die Veranstalter wieder Fuß fassen lassen

Der Veranstaltungskalender für 2021 sei voll, sagt Asbeck. Auch mit Terminen, die immer wieder verschoben werden mussten. Ob das, was drin steht, auch so stattfindet, ist dennoch offen. „Wir rechnen damit, dass wir im ersten Halbjahr 2021 lahmgelegt bleiben“, meint Asbeck und arbeitet auf die Saison 2021/22 hin. Wichtiger Bestandteil: Hygieneschutz-Konzepte mit der Hälfte der Stühle, die schachbrettartig aufgestellt werden, mit entsprechend angepasster Miete, mit Angeboten, bei denen die Veranstalter wieder Fuß fassen können. „Wir wollen die Veranstaltungen noch sicherer machen, denken über mehr Outdoor nach.“ Und darüber, wie Paralleltermine besser getrennt, das Wegeleitsystem, die Ein- und Ausgänge besser genutzt werden können. „Wir müssen noch eine Durststrecke durchstehen, damit wir dann aber zuversichtlich ohne Auf und Zu weitermachen können, das die Menschen zermürbt“, bringt Asbeck ihre Zuversicht gegen die Krise in Stellung.

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