Siegfried Palm bleibt unvergessen: Gail Gilmore singt im Namen des Star-Cellisten

Erinnerungen: Am 25. April wäre der Barmer 80 Jahre alt geworden. Drei Tage zuvor gibt es ein Gedenkkonzert in der Stadthalle.

Wuppertal. Manchmal erhält ein altbekannter Ort eine ganz neue Bedeutung. So gesehen ist der Mendelssohn Saal kein Raum wie jeder andere: Just an der Stelle, an der Siegfried Palm (1927-2005) seinen letzten Auftritt in Wuppertal hatte, wird der Starcellist nun noch einmal lebendig - durch viel Musik und noch mehr Erinnerungen.

Die werden am Sonntag, 22. April, um 18 Uhr geweckt - von der Stadt, der Musikhochschule Köln und Wuppertal Art Transfer. Nicht allein der Ort hat dabei eine besondere Bedeutung. Auch der Termin des Gedenkkonzerts ("In memoriam Siegfried Palm") ist ganz bewusst gewählt: Am 25. April vor 80 Jahren wurde der Großmeister des Cellos in Wuppertal geboren.

Drei Tage vor dem "runden Datum" wird in der Stadthalle gefeiert - mit einem Programm, das Jochen Zoerner-Erb zusammengestellt hat. "Palm war ein fantastischer, ausgesprochen sympathischer Mann, ein sehr umtriebiger Genussmensch", schwärmt der Wuppertaler Regisseur, der die Idee zur musikalischen Hommage hatte.

Die beiden Männer hatte eine Frau zusammengebracht. "Du musst Papa kennen lernen", hatte Corinna Palm einst ihren Theaterkollegen aufgefordert, als sie als Regieassistentin in Mannheim engagiert war.

Gesagt, getan: Zoerner-Erb lernte den berühmten Cellisten kennen - und schätzen. Noch heute ist er fasziniert von dem "strengen Lehrer" und großen Musiker, der keinen kleinen Anteil daran hatte, dass das Violoncello zu einem der wichtigsten (Solo-)Instrumente der zeitgenössischen Musik avancierte.

Dass Palm renommierte Komponisten zu neuen Werken anregte und bis heute inspiriert, beweist nicht zuletzt das Gedenkkonzert. Der kroatische Komponist Mladen Tarbuk widmet ihm ein Werk für Cello, Klavier und Mezzosopran, das doppelten Bezug zu Wuppertal hat: "Über glitzernden Kies" ist die Vertonung eines Gedichtes von Else Lasker-Schüler und wird am 22. April uraufgeführt.

Präsentiert wird die Komposition nicht von irgendwem, sondern von einer Mezzosopranistin, die - wie Palm - Konzertsäle in aller Welt eroberte: Gail Gilmore ist zwar schon in der Metropolitan Opera in New York aufgetreten, doch auch für die US-Amerikanerin gibt es noch Neuland. Sie singt zum ersten Mal in Wuppertal.

Möglich macht das der gute Draht von Zoerner-Erb, der die dunkelhäutige Sängerin persönlich kennt: "Als ich Dramaturg am Stadttheater Gießen war, studierte sie die Eboli in ,Don Carlos’ ein." Diesmal wandelt sie auf den Spuren der Elberfelder Dichterin Else Lasker-Schüler.

Auch Saschko Gawriloff, Claus Kanngiesser, Joachim Schiefer, Arabella Ristenpart, Peter Bortfeldt und Ingrid Stracke sind dabei, wenn der Mendelssohn Saal eine neue Bedeutung erhält. Sie spielen Werke von Bach, Zimmermann und Kodály. Karten gibt es an der Abendkasse.

Gefeiert wird an diesem Abend übrigens auch ein weiterer Ehrentag: Organisator Zoerner-Erb feiert seinen 64. Geburtstag - und beschenkt sich mit dem Konzert sozusagen selbst.

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