Shakespeare sei Dank: Traumhaftes Wuppertal-Debüt
Ihr erstes Engagement in Wuppertal ist ein Volltreffer: Charlotte Krenz legt im Opernhaus einen starken Auftritt hin. Am Samstag spielt sie ein letztes Mal die Helena in Shakespeares "Sommernachtstraum".
Wuppertal. Ein Traum ist wie der andere? Von wegen! „Ein Sommernachtstraum“ ist immer anders. Zumindest in Wuppertal. Und das hängt nicht nur mit den Figuren zusammen, die sich durch Shakespeares Liebes-Labyrinth tasten, tragen und triezen.
„Eigentlich ist es schade, dass wir das Stück nur zehnmal spielen. Es hat sich permanent weiterentwickelt — man findet auch jetzt noch ständig etwas Neues“, sagt Charlotte Krenz alias Helena. Die Schauspielerin geht in ihrer Rolle auf, das ist ganz deutlich zu spüren — auf der Bühne im Opernhaus genauso wie beim Interview im Café.
Kein Wunder: Ihre Barmer „Traum“-Rolle bleibt spannend — nicht zuletzt wegen der Reaktionen auf der anderen Seite. Da gibt es das eher gediegene Fach-Publikum, das verblüfft bis versteinert ist, wenn die ersten Szenen handfest vor Augen führen, dass Dominique Pitoisets Inszenierung düster ist und garantiert keine romantische Komödie wird. Andererseits gibt es auch jugendliche Zuschauer, die ihren Emotionen ungehemmt freien Lauf lassen. „Zuletzt haben welche ,Buh!’ gerufen, als Juliane Pempelfort geschlagen wurde“, erzählt Krenz.
Der Abend birgt ja auch reichlich Sprengstoff — schon deshalb, weil Markus Haase (Oberon/Theseus) seiner Kollegin Juliane Pempelfort (Titania/Hyppolita) gleich am Anfang Ohrfeigen verpasst, sie an den Tropf hängt und tyrannisiert. Nicht weniger geballt ist die Stoßkraft, mit der sich Charlotte Krenz als Helena auf den Schoß von Demetrius (Hendrik Vogt) zwängt und sich ungeniert nehmen will, was sie gerne hätte: seine Liebe, aber auch sein Essen, das prompt häppchenweise über die Bühne fliegt.
„Wenn ich mir die Rolle hätte aussuchen können, hätte ich auf jeden Fall die Helena genommen“, betont die 28-Jährige. „Sie ist die Verliererin — aber bei uns ist sie nicht das typische Opfer, sondern nimmt die Dinge selbst in die Hand. Das mag ich sehr.“