Schweizer Tastenkünstlerglänzt in der Stadthalle

Wuppertal. Kein Wunder, dass der 1973 in der Schweiz geborene Pianist Oliver Schnyder beim vierten Konzert im Bayer-Klavierzyklus aus den „Années de Pèlerinage“ (Jahre der Pilgerschaft) von Franz Liszt das zweite Jahr „Suisse“ als Hauptwerk des Abends wählt.

Von der Schweizer Bergwelt ließ sich der Komponist anregen, aber auch vom Freiheitskämpfer Wilhelm Tell und von literarischen Impressionen. Und wie so oft in seiner Musik spielt Liszt mit grandiosen Gegensätzen: Der spiegelglatte und glitzernde See findet sich in den rinnenden Figuren der Linken, worüber eine duftig-perlende Melodie liegt.

Stimmungsbilder sind auch die „Pastorale“ und die Beschreibung einer Quelle — mit ihrem Fließen und Tropfen in Musik gebannt. Der dämonische Liszt taucht in „Orage“ (Sturm) auf: Gewaltig braust der Pianist in der Stadthalle durch die Oktaven, wütend tobt das gezackte Thema in wilder Rhythmik über kochenden Basstriolen. Auch wenn man glaubt, keine menschliche Hand könne einen solchen Höllensturm entfachen: Der Schweizer Tastenkünstler kann es — und überzeugt mit pianistischen Raffinessen und spannungsreicher Ausdrucksdynamik.

Dass Schnyder bei Liszt zu Hause ist, zeigen auch seine Interpretationen der „Deux Légendes“ und der „Funérailles“ (Totenfeier). Mit Claude Debussys „Estampes“ gönnt Oliver Schnyder dem Zuhörer im aufwühlenden Liszt´schen Musikgeschehen da schon fast eine Erholungspause.

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