Schulkonzert zwischen Hölle und Himmel

Musikpädagogik: Das Prisma Quartett spielte für Grundschüler George Crumbs „Black Angels“ und stellte verschiedene Streichtechniken vor.

Wuppertal. Das haben die Kinder nicht erwartet: Das Prisma-Quartett erzeugt wildes, tonloses Geschrubbe. Aufgeregt flüstern die Schüler beim Schulkonzert im Mahler-Saal der Stadthalle. George Crumbs 1970 als Reaktion auf den Vietnam-Krieg geschriebenes Quartett „Black Angels“ steht auf dem Programm, und hier geben die vier Streicher höchst ungewöhnliche Töne von sich. Schon die Instrumente werden elektronisch verstärkt, und auch die riesige Partitur enthält viele graphische Elemente. Moderator Raphael Amend zeigt die Seiten herum: „Das sieht aus wie auf einer Autobahn.“

Er erzählt, dass Crumb in dem Stück immer wieder seine Lieblingszahlen 7 und 13 verarbeitet habe, und erklärt verschiedene Streichtechniken. So sorgen Tremolo („zittern“ mit dem Bogen auf der Saite) oder Glissando („rutschen“ der Tonhöhe) für unheimliche Klänge. „Da hört man das Böse des Krieges so richtig heraus.“

Es wird noch ungewöhnlicher: Cellistin Pirkko Langer spielt die Melodie mit der Bogenstange, die Geigerin Kathrin Brosi schlägt den Gong, Bratschistin Annette Hartmann „wackelt mit dem Bogen“ (wie die Kinder sagen) und Primgeiger Benjamin Spillner erzeugt flötenähnliche Töne. „Für die Hölle passt das ganz gut“, sagt Amend dazu. Er demonstriert mit den Musikern auch, wie die alte Dies-Irae-Melodie von Crumb durch viel Bogendruck und Spielen hinter dem Steg verfremdet wird.

Der Himmel hingegen klingt weich und gläsern: Vor jedem Musiker sind verschiedene Weingläser mit Wasser aufgebaut, die mit den Bögen angestrichen werden. Oder die Geiger tippen ihre Saiten mit kleinen Glas-Stäbchen an, zupfen sie gar mit einem Plektron, während die Töne mit Hilfe eines Flaschenhalses abgegriffen werden. Beeindruckt lauschen die Kinder und machen mit, wenn sie selbst Klanglaute von sich geben sollen oder Dinge erraten.

George Crumbs „Black Angels“ werden auch morgen um 18 Uhr beim Konzert „Saitenspiel: Amerika“ vorgestellt. Außerdem spielt das Prisma-Quartett Samuel Barbers „Adagio for Strings“ und Anton Dvoraks „Streichquartett Nr. 12“, genannt „Amerikanisches“. Karten unter:

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