Schöner Zufall: Auf Umwegen zur Opern-Bühne

Letzter Teil der WZ-Serie "Neuanfang bei den Wuppertaler Bühnen": Tenor Dominik Wortig wollte Dirigent werden. Doch ein Gesangslehrer und eine frei werdende Stelle änderten den Plan.

Wuppertal. Eigentlich wollte Dominik Wortig auf der anderen Seite stehen. Dirigieren ist seine Leidenschaft, und sein ganzes Studium richtete der Künstler danach aus. Der in der Nähe von Neuwied bei Bonn aufgewachsene Sänger der Wuppertaler Bühnen studierte erst Klavier, Orgel, Dirigieren und Musikwissenschaft, dann Evangelische Kirchenmusik an der Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule: "Die Orgel übte immer eine wahnsinnige Faszination auf mich aus."

Schon zu Beginn seines Studiums übernahm er einen kleinen Volkshochschul-Chor in Düsseldorf: "Da habe ich mich auf einen Stamm von 80 Leuten hochgearbeitet." Wortig schaffte es, nicht nur seine Sänger zu halten und zu einem leistungsfähigen Ensemble zu formen, sondern auch große Oratorienaufführungen mit Orchester zu organisieren. "Ich mag es, den Menschen Musik nahe zu bringen", sagt er.

An der Oberbilker Christuskirche nahm er von 1996 bis 2000 eine Kirchenmusiker-Stelle an, um einen Probenraum für seinen Chor zu haben. Der Gesangsunterricht, den er seit seinem 15. Lebensjahr besuchte, stand zu dieser Zeit für Wortig an zweiter Stelle.

Privat studierte er bei Reinhard Leisenheimer, damals Professor der Kölner Musikhochschule und Vater von Boris Leisenheimer, der ebenfalls zum Ensemble der Wuppertaler Bühnen gehört. "Alles andere folgte zwangsläufig", sagte er.

Der versierte Lehrer ermutigte ihn zur Gesangs-Karriere. Nebenbei wurde Wortig zu einem informellen Vorsingen am Theater Hagen eingeladen, und zufällig wurde just zu diesem Zeitpunkt eine Tenor-Stelle frei. Von 2000 bis 2009 war Wortig am Theater Hagen engagiert: "Das war ein sehr gutes Training - ich habe anfangs 120 Vorstellungen pro Saison gesungen."

Der Sänger probierte viel aus, auch jenseits des typischen Repertoires. Dabei stellte er fest, dass ihm bestimmte Formen modernen Regietheaters wenig liegen: "Ich bin ein großer Anhänger von Handwerklichkeit. Kunst funktioniert nicht im Chaos, sie muss eine Ästhetik und Qualität haben."

Für Wuppertal entschied sich der Tenor mit dem dunklen Timbre, weil ihn dort interessante Rollen erwarteten - als erstes der Einsatz als Tamino in der "Zauberflöte". "Das ist ein sehr angenehmes Arbeiten hier", sagt er. Anfragen bezüglich großer Rollen, etwa in Wagner-Opern, begegnet Wortig hingegen erst einmal zurückhaltend.

Lieber bleibt er dem durch seine Bach-Interpretationen bekannt gewordenen Stuttgarter Dirigenten Helmuth Rilling treu: "Die Art, mit ihm Musik zu machen, war für mich eine essentielle Erfahrung." Der Terminkalender von Wortig ist übrigens gut gefüllt: Längst hat er die ersten Anfragen für 2013 beantwortet.

Weitere Infos zu Dominik Wortig und den Wuppertaler Bühnen gibt es im Netz unter

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