Schlechtes Stadtbild: Sind nur die Spielhallen daran schuld?

Wuppertaler Architekt wehrt sich gegen neue Pläne für und Attacken auf Spielhallen.

Wuppertal. Seit mehr als 25 Jahren sorgt der Wuppertaler Johannes Schally für die Innenarchitektur von Spielhallen, hat bundesweit rund 500 davon eingerichtet, geplant und mitunter auch die Außenarchitektur gestaltet. Das Unternehmen ar-te Ladenbau half beim Umbau der Spielhölle zur Spielhalle, bei den Themenwelten und später dem Casino-Ambiente. Eines ist klar: Die Sorgen seiner Kunden kennt er genau — und die wachsen gewaltig.

Ein Ärgernis: der Glücksspielstaatsvertrag. Schally sieht vor allem ein Phänomen: Der Staat will mit rund 50 Spielcasinos selbst stärker partizipieren, erlaubt in staatlichen Casinos Dinge, die privaten Betreibern untersagt sind. Das betrifft Schally zufolge zum Beispiel die Zahl und die Dichte der Spielgeräte, das Verschenken von Startgeldern, die Erlaubnis, Alkohol auszuschenken. Alles Dinge, die im privaten Bereich nicht gehen. Dass private Betreiber künftig nicht mehr das Wort Casino im Namen führen sollen, sage doch schon alles, meint der Wuppertaler.

Suchtprophylaxe? Davon könne ja wohl keine Rede sein. Vielmehr ginge es um eine Verlagerung in staatliche Hände. Und wer frage denn bei Lotto-Annahmestellen nach dem Suchtfaktor? Zudem würden private Spielhallen-Betreiber häufig mit einem halbkriminellen Image versehen. Dabei könne sich das ein Betreiber heutzutage gar nicht erlauben. Schwarze Schafe? Schally räumt ein, dass es welche gibt. Allerdings vor allem in Städten wie Berlin, wo sich jenseits von Gewerberecht und Ordnungsrecht viele Dinge im Untergrund abspielten.

Und wenn die Stadt Wuppertal Spielhallen jetzt in Umkehrung einer vorherigen Haltung wieder vor allem in den Innenstädten und nicht in den Außenbereichen erlauben will? „Dann heißt das für meine Kunden, dass sie derzeit kaum noch Entscheidungen treffen können. Unsere Kunden wissen nicht, wie es in der Branche weitergeht“, so Schally. Dabei hängen da Existenzen, Mietverträge und Mitarbeiter dran. „Bevor nicht irgendetwas entschieden ist, investieren unsere Kunden keinen Cent.“

Zum Vorwurf des schlechten Erscheinungsbildes der Spielhallen: „Es gibt einzelne Ausreißer“, sagt Schally, und fügt an: „Aber den wirklich schlechten Eindruck vermittelten doch wohl Billigst-Händler, denen entweder egal ist, wie sie nach außen wirken oder die ganz bewusst auf Billig-Ausstrahlung setzen. Richtig sei, dass Spielhallen in der Vergangenheit häufig Mietpreise zahlen konnten, bei denen der Handel nicht mithalten konnte. Aber oft landeten Spielhallen auch in Häusern, in die niemand anderes einziehen wollte. „Und wenn man sich ansieht, wie private Häuser in Wuppertal verfallen, stellt sich doch wohl die Frage, warum eigentlich ausgerechnet Spielhallen angeblich für ein schlechtes Image sorgen“, so Schally.

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