Schauspiel-Chef setzt auf die Oper

Christian von Treskow, ab August 2009 Leiter des Sprechtheaters, setzt seine erste große Oper in Szene.

Wuppertal. Die Nachricht ist Musik in den Ohren jedes Opern-Regisseurs: "Die Zauberflöte" hat noch nicht einmal ihre Premiere erlebt, doch schon sind alle Vorstellungen ausverkauft. Das heißt aber auch: Die Erwartungen sind groß. Zumal Christian von Treskow zum ersten Mal eine Oper an den Wuppertaler Bühnen inszeniert - "meine erste vollgültige Opern-Produktion überhaupt".

Dass der designierte Schauspiel-Intendant ausgerechnet auf Musikalisches setzt, bevor er ab der kommenden Saison im Sprechtheater den Takt vorgibt, mag verblüffen. Auch der 40-Jährige selbst war überrascht, als er von Generalintendant Gerd Leo Kuck erfuhr, was ihm der nächste Regieauftrag bringen würde.

Mozart soll es also werden. "Und dann auch noch eines seiner schwierigsten Stücke", wie er betont - auch wenn aus dem ersten leisen Seufzen längst lautstarke Begeisterung geworden ist. Ob das Publikum dem Flötenzauber genauso respektvoll erliegt, zeigt sich am Samstag im Opernhaus.

Für den Regisseur ist Mozarts letztes großes Bühnenwerk nicht der erste Gehversuch auf dem musikalischen Parkett: "Bisher habe ich Musiktheater mit singenden Schauspielern gemacht." Nun ist er froh, dass es auch andersherum geht und zum Wuppertaler Ensemble Sänger gehören, "die richtig gut schauspielen können". Elena Fink erklärt er deshalb zur "Königin der Nacht".

Die Sopranistin übernimmt eine Schlüsselrolle: "Auf den ersten Blick erfährt die Figur eine merkwürdige Wandlung - von der besorgten Mutter zum Rache-Engel." Daher hat er zwar manch ausufernde Dialoge gestrichen, aber nicht die Momente, "in denen sie erklärt, warum sie in Hysterie verfällt und zum Tyrannenmord aufruft".

Weil die Oper 1791, "also zwei Jahre nach dem Sturm auf die Bastille", entstand, möchte von Treskow "die Szenen im Wissen um die politischen Verhältnisse interpretieren", die "Herrschaft der Tugend" thematisieren und den "Obertugendhaften", Bösewicht Sarastro, hinterfragen. Das übrigens mit Kostümen, die "weder historisch noch heutig, sondern in einer anderen Welt angesiedelt sind".

"Es wird keine folkloristische Veranstaltung, ich schwinge aber auch nicht den Regie-Hammer", sagt der Regisseur, für den sich das Ganze schon jetzt gelohnt hat - nicht nur wegen des erfolgreichen Vorverkaufs. "Ich habe das Gebäude, das Ensemble und den Opernbetrieb kennen gelernt. Das war wichtig." Denn auch "sein" Schauspiel-Ensemble wird in den kommenden Jahren im Opernhaus zu Hause sein.

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