Ausstellung Bilder von Künstlern, die in Bewegung sind und die bewegen

Es geht ihr ums Detail, die freie Stelle zwischen zwei Mündern, die sich auf einen Kuss zubewegen, den kindlichen Finger, der immer ein und dieselbe Taste des Klaviers drückt, der kräftige weiße Strich, der im Fagottrohr mündet oder aus diesem, Musiktönen gleich, hinausdrängt.

 Sabine Burba-Heck stellt in der Musikhochschule aus.

Sabine Burba-Heck stellt in der Musikhochschule aus.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Wie zufällig wirkend und doch alles andere als ein Zufall. Sabine Burba-Heck malt zart und schwungvoll, mit kräftigem Farbstrich, fein gezeichneter Mimik und Gestik. Bilder von Menschen, die in Bewegung sind und bewegen. „Ich will den Moment festhalten, der berührt“, sagt sie selbst. In der Musikhochschule an der Sedanstraße in Barmen zeigt sie 20 Arbeiten.

„Resonanzen“ sollen es sein, weil der Musiker in der Musik schwinge, sich diese in ihm spiegelt wie umgekehrt seine Bewegungen die Musik gestalten. „Diese gegenseitigen ‚Resonanzen’ stelle ich atmosphärisch auf der Leinwand dar“, darauf hoffend, dass die Musik auch im Betrachter (wie im Konzertzuhörer) weiter schwingt, erzählt die 63-Jährige. Ausgesucht hat sie ausschließlich Bilder von Musikern oder Tänzern, gemalt in den letzten vier Jahren. Kleinformatig und hinter Glas, weil sie im Flur aufgehängt sind, der im zweiten Obergeschoss zum Konzertsaal führt. Die Hängung erlaubt ein Defilee, das Konzert-Besucher auf den Hörgenuss eingestimmt. Auch Direktorin Florence Millet, die hier ihr Büro hat, freut sich über den inspirierenden Anblick, der irgendwie auch daran erinnert, dass bildende und musikalische Kunst viel gemein haben. Sabine Burba-Heck selbst schätzt die Konzerte der Hochschule, besucht sie regelmäßig. Gewidmet hat sie ihre Ausstellung Markus Kramer, mit dem sie befreundet war. Im letzten Jahr ist der Trompeter des Sinfonieorchesters Wuppertal gestorben. Nun seier der einzige Abgebildete, der nicht mehr musizieren könne, sagt sie. Dafür eröffnet sein Porträt, natürlich mit Instrument, die Ausstellung. Es steht auf einer Staffelei am Eingang zum Flur.

Sabine Burba-Heck war schon immer kreativ. Nahm mit acht Jahren Geigenunterricht, studierte Musikpädagogik mit dem Fach Violine an der Musikhochschule Dortmund. Arbeitet als Musiklehrerin, seit einigen Jahren privat. In Wuppertal wohnt die gebürtige Gelsenkirchenerin seit 1994, nennt die Stadt mittlerweile „meine Heimat“. Über Batik und Linolschnitt kam sie zunächst zur Tiffanytechnik, an der sie das Lichtspiel schätzt, wenn sich die am Fenster hängenden Glasbilder im wechselnden Tageslicht verändern. Auf der Suche nach detaillierteren Ausdrucksmöglichkeiten entdeckte sie vor etwa 20 Jahren die Malerei. Weil diese den flüchtig in der Musik gefühlten Moment festhält.

Sie nahm Kurse, malt seither vor allem Menschen, oft starke Frauen. Nicht starr, sondern in Aktion. Sie reizt das Lebendige, es geht ihr um den Moment. Eine Aufnahme von einem Kind, das Tage nach einem Erdbeben aus Trümmern gerettet wird. Zwei Mädchen, die sich über eine Sofalehne nach hinten legen, so dass ihre räumliche Anbindung unwichtig wird. Ihr Bild vom Gewölbe des Kölner Doms kenne überhaupt kein Oben und Unten, sei vollständig drehbar, erzählt die Künstlerin.

Am Anfang steht die Zeichnung, die auch aus vielen Zeichnungen hervorgehen kann. Burba-Heck fertigt sie von dem Moment, der sie berührt. Ausgefeilte Vorgabe für das Bild, das sie dann prima vista und damit schnell malt. Mit Acryl, weil Öl sich dafür nicht eignet. Die Farben seien sehr wichtig, also habe sie lange gesucht, bis sie sich für acht entschieden habe, aus denen sie alles mische, was sie brauche, erklärt die Malerin. Gerne nimmt sie warme Gelbtöne als Untergrund, „weil ich freundlich malen will“: Aus dem abstrakten mit raschen dickeren Pinselstrichen gemalten Hintergrund erwächst der Mensch - eine Tänzerin oder Sängerin, Straßenmusiker, eine Bassspielerin wie bei ihrem Lieblingsbild „Die mit dem Bass tanzt“. Entstanden nach einem Konzert, das sie in der Musikhochschule erlebt hatte. Es wirkt, als tanze die Musikerin in die farbigen Schleifen im Hintergrund hinein oder heraus. Und bei „Rhapsodie“ verbindet sich die Geigerin mit einem farbigen Wasserfall.

Ein Semester lang werden die Bilder nun Lehrende und Lernende der Hochschule begleiten.

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