Royal Philharmonic Orchestra: Musik wie aus einer anderen Welt

Leonard Slatkin dirigierte das Konzert in der Reihe Johannisberg International.

Wuppertal. Mit großen Namen lockt die Konzertreihe Johannisberg International stets in die Stadthalle. Diesmal gastierte das Royal Philharmonic Orchestra unter Leonard Slatkin.

Das brillante Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur (KV 365) von Wolfgang Amadeus Mozart spielen die französischen Schwestern Katia und Marielle Labèque. In kontrastreichen Dialogen unterhalten sich die Klavierstimmen, ebenso unterschiedlich agieren die beiden Pianistinnen.

Katia, im hellblauen Seiden-Frack mit gerafften Schößen scheint geradewegs aus der Mozart-Zeit entsprungen zu sein. Sie ist die eindeutig extrovertierte, genussvoll und feurig Spielende, die dem gemeinsamen Spiel mit dem Orchester lächelnd nachlauscht. Marielle, mit rostroter Seidenbluse, zelebriert inniges, versunkenes Spiel - nicht ohne energischen Zugriff an exponierten Stellen. Blicklos einig sind sich die Schwestern, scheinen jede musikalische Absicht der Partnerin zu spüren. Gemeinsam mit dem delikat aufspielenden, angenehm zurückhaltenden Orchester mit differenziertem Bläsereinsatz gelingt so ein hinreißend lockerer und leichter Mozart anregende Vorspeise zur schweren Kost nach der Pause.

Denn Gustav Mahlers 5. Sinfonie in fünf Sätzen für großes Orchester ist ein ungemein bewegendes Werk mit Weltuntergangs-Musik und trauernden und resignativen Zügen, dem die deutsche Orchesteraufstellung mit Celli und Bratschen in der Mitte entgegen kommt. Schon der Trauermarsch des ersten Satzes in cis-Moll schafft Friedhofs-Atmosphäre mit dumpfem Grummeln von Blechbläsern und Pauken unter den Signalen der Solo-Trompete. Der stürmische, satztechnisch höchst komplexe zweite Satz lässt keine Steigerung aus. Schrill fahren die Streicherwinde auf, einzelne Instrumente begehren auf, immer wieder fällt das Trauermarsch-Motiv ein der Zusammenbruch scheint nahe. Doch ein Choralthema beruhigt und schattenhaft verlöscht der Klang.

Erst der burleske dritte Satz, ein Scherzo mit Ländler- und Walzer-Elementen und ausführlicher Horn-Episode changiert in anderen Farben. Im lyrischen und tieftraurigen Adagietto- als Filmmelodie in Viscontis Tod in Venedig verwendet spielt das Orchester die Musik wie aus einer anderen Welt, so zart und schwebend intonieren Streicher und Harfe. Rhythmisch und heiter scheint das Final-Rondo zu hüpfen, die Hörner unterbrechen keck, die Celli übernehmen. Das Choralthema taucht in Einzelmotiven und in fugierter Form wieder auf. Wirbelnd beschließt die Schluss-Stretta den mitreißenden Satz. Stehende Ovationen sind dem Royal Philharmonic Orchestra mit seinem besonnen und präzise agierenden Dirigenten Leonard Slatkin sicher.

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