Wuppertal : Rosenmontagskonzert: Hausmeister hat das Opernhaus im Griff
Chor in Jogginghosen und Besuch vom Prinzenpaar: Das Rosenmontagskonzert kam super an.
Wuppertal. Die Schwaben können bekanntlich alles, nur nicht Hochdeutsch. Die Wuppertaler Bühnen können also stolz sein, dass sich Herr Pleiderle einst auf den Weg machte, um hier nördlich des Mains Hausmeister zu werden. Denn irgendwie kriegt der Kerl alles hin: Ganz plötzlich gibt es zu Beginn einen Kurzschluss, das Opernhaus ist stockdunkel. Ruck zuck macht er sich, mit einer Taschenlampe bewaffnet am Sicherungskasten zu schaffen, und die Lampen gehen sofort wieder an.
Und dann auch noch die ganz große Katastrophe: Just am Rosenmontag haben, wie immer montags, der Opernchor und die Gesangssolisten ihren verdienten freien Tag. Und das beim traditionellen Wuppertaler Rosenmontagskonzert. Kapellmeister Johannes Pell ist entsetzt. Das Sinfonieorchester Wuppertal ganz alleine auf der Bühne? Das hat es noch nie gegeben.
Also verdonnert er den künftigen Schauspielintendanten Thomas Braus (sorry: Herrn Pleiderle) dazu, die Leute aber ganz hurtig herzuholen. Derweil bleibt den Sinfonikern nichts anderes übrig, als das Programm allein hochanständig zu beginnen: Georges Bizets Carmen-Ouvertüre, der be-rühmte Cancan aus Jacques Offenbachs „Orpheus in der Un-terwelt“, zwei Stücke von Dmitri Schostakowitsch und der schlagkräftige fünfte ungarische Tanz von Johannes Brahms.
Das ist alles reine Instrumentalmusik. Es dauert nun einmal eine Weile, bis alle da sind. Dank Herrn Pleiderle trudeln sie allmählich ein. Begeistert sieht der Chor nicht aus, als dessen Mitglieder unter anderem im Jogging-Outfit, mit Taucherflossen an den Füßen, nur mit einer Badehose bekleidet vorne an der Rampe erscheinen. Als sie aber das fantasievoll kostümierte Publikum im ausverkauften Auditorium sehen, reißen sie sich schnell am Riemen und helfen dem Orchester bei Ausschnitten aus der Carmen-Oper.
Nur die Solisten lassen noch auf sich warten. Also springt der Schwabe ein und bringt die „Habanera“ in einem Kauderwelsch aus Französisch und „Hochdeutsch“ mit abfälligen Kommentaren über das Lib-retto zum Ergötzen aller beherzt über die Bühne. Eigentlich ist anschließend, nach dem „Scherzo à la Russe“ von Igor Strawinsky, ein Stück aus Giuseppe Verdis Oper „La Traviata“ dran. Doch daraus wird erst einmal nichts. Denn ganz hoher Besuch kommt hereingeschneit: Prinz Wilfried I. und Prinzessin Nadja I. mit ihrem gesamten Hofstaat.