Rolf Hengesbach stellt erstmals eine Videoarbeit in seiner Galerie aus

Unter dem Thema "Apokalypse" zeigt er Video- und Ölarbeiten.

Rolf Hengesbach stellt erstmals eine Videoarbeit in seiner Galerie aus
Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. „Apokalypse“ — wie soll dieses düstere Thema in die Adventszeit passen? Na bestens, denn eine Pause von überbordender Plätzchen-Seligkeit und falschem Lichterglanz kann nur anregend sein. Zum ersten Mal stellt Rolf Hengesbach in seiner Wuppertaler Galerie eine Videoarbeit aus: „We’ll become oil“ (Wir werden Öl). Mihai Grecu, der 1981 in Rumänien geboren wurde und seit langem in Frankreich lebt, erzeugt am Computer Szenen, die sich nachhaltig im Kopf festsetzen.

Über formschöne Felsformationen gleitet der Blick, bevor ein Hubschrauber Sand aufwirbelt. Immer mehr kommen hinzu, ballettös schweben die dröhnenden Helikopter auf engstem Raum — bis sie sich duellieren und gegeneinander knallen. Mächtige Qualmwolken ziehen über die stille Wüste, giftig bunt schillert das Meer, die Kamera steigt immer höher, bis die Erdoberfläche aussieht wie abstrakte Farbfelder — bedrückend schöne und zugleich entsetzlich bedrohliche Bilder.

Das augenfällig Apokalyptische beim Videokünstler Grecu korrespondiert mit den Ölgemälden von Dirk Eicken — obwohl der Berliner mit 55 Jahren älter ist und aus der Konzeptmalerei kommt. Sie treffen sich jedoch, wie der Galerist Rolf Hengesbach sagt, im Themenbereich: der Bedrohung der europäischen Kultur, die auch für individuelle Freiheit stehe. Das werde einem gerade angesichts der Ereignisse in der Ukraine und dem Terror des IS bewusst. Denn das Persönliche, das Individuelle ist nicht mehr für sich denkbar, sondern fest in die Gesellschaft eingebunden — und darin spielen Maschinen eine immer bestimmendere Rolle.

Eicken nutzt für seine Bildserie „Iran 1953“ Pressefotos damaliger Demonstrationen in Teheran gegen Premierminister Mohammed Mossadegh — das dürfte heute nur noch Historikern geläufig sein. Doch wirken die Gemälde verblüffend aktuell, auf denen der Künstler die bearbeiteten Fotos mit Farbstreifen relativiert und intensiviert. Denn es ging auch vor 60 Jahren schon ums Erdöl und um Gewinne, die die britische BP nicht im Iran abführen wollte, sowie um prototypische Formen des politischen Protests.

Kein Gesicht ist in den Menschenansammlungen zu erkennen, doch die Stimmung der Szenen ist eindeutig — vom Aufbruch über die Unterdrückung bis zur Grabesruhe. Eine Ausstellung, die auch beim Gang über den Weihnachtsmarkt nachhallt.

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