Kultur „Das Museum als Bastion gehört der Vergangenheit an“

Gespräch mit Düsseldorfs Kunstpalast-Direktor Felix Krämer.

Felix Krämer ist Generaldirektor des Kunstpalastes Düsseldorf.

Felix Krämer ist Generaldirektor des Kunstpalastes Düsseldorf.

Foto: Bühler/Hartmut Bühler

„Ich möchte es nicht beschönigen, es ist eine harte Zeit. Ich sehe aber auch eine Chance“, ließ sich Roland Mönig den Optimismus nicht nehmen. Museen sind geschlossen, die Prozesse wurden durcheinandergebracht, Ausstellungen teils verschoben. Auch die neue Veranstaltungsreihe des Von der Heydt-Museums, bei der Museumsdirektor Mönig Kollegen aus NRW zum Gespräch einlud, musste pausieren. „Die Reihe war analog gestartet. Ich freue mich, dass wir sie fortsetzen können“, sagte er. Zoom machte es möglich: Rund 40 Gäste zählten die Organisatoren von „possible to imagine“ – digital.  Zu reden, zu lernen und zu hören, welche Möglichkeiten es im Museum heute gibt, darum ging es.

Gesprächspartner war am Mittwoch Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalastes Düsseldorf. Der Kunstpalast ist das größte Kunstmuseum der Stadt Düsseldorf, darin integriert sind das NRW Forum und der Robert-Schumann-Saal. „Das gemeinsam leiten zu können, ist eine große Chance, Kunst in ihrer Gesamtheit zu denken“, sagte er.

Gemeinsames Kuratieren, Wettbewerbe für Kinder

Stärker in Dialog mit dem Publikum zu treten, dafür engagiert sich der Museumsdirektor auf unterschiedliche Weise. Es gibt eine digitale Plattform für ein gemeinsames Kuratieren, eine Website speziell für Kinder. Der Kunstpalast veranstaltet Wettbewerbe. In diesem Jahr sogar einen für Grundschüler. Kunst wird auch in die Stadthalle oder an Schulen gebracht. „Das haben wir uns ein bisschen bei den Theatern und Opern abgeguckt, bei denen es üblich ist, dass sie in die Stadthalle gehen“, erklärte er. Durch private Unterstützer konnten Werke gekauft werden, um sie an anderen Orten zu zeigen.

Für eine stärkere Bürgerbeteiligung haben die Zuständigen „Palast-Piloten“ gesucht, die bei der Neupräsentation der Sammlung im Kunstpalast mitwirken sollen. „Wir hätten nie damit gerechnet, aber es haben sich über 1000 Personen gemeldet“, so Krämer. Zehn Personen wurden ausgewählt, die nach dem Umbau 2022 ihre Ideen einfließen lassen – Museum und Publikum im Austausch.

Krämer legte nahe: „Die Vorstellung des Museums als Bastion gehört der Vergangenheit an.“ Dementsprechend wichtig sei es, von klassischen Konzepten abzuweichen: Für den Sommer 2021 ist im Hofgarten eine Augmented Reality Biennale geplant. Wie bei Pokémon Go können sich Besucher über das Handy oder Tablet an verschiedenen Stellen Skulpturen anschauen, die sich bewegen und interaktiv sind. Ein Konzept, dass parallel in anderen Städten laufen könnte – wie in Wuppertal. „Man muss keine Werke durch die Gegend transportieren“, so Krämer. „Vor 30, 40 Jahren gab es in Museen die Frage, ob man mit Videokunst arbeiten kann. Mittlerweile ist es gar keine Frage mehr. Ich denke, so wird es auch im Zusammenhang mit AR und VR sein“, stellte Krämer fest.

Es sind Impulse, die Mönig für das Von der Heydt-Museum mitnimmt. Kunstwerke aus dem Haus herauszutragen, ist eine der Ideen, für die er sich interessiert – „um absehen zu können von den strengen restauratorischen Auflagen, hinter denen wir sonst zu leiden haben“, sagte er. Und: Um auf diese Weise eine Nähe herzustellen – zwischen Menschen und Kunstwerken.

Mit Christina Végh, Direktorin und Geschäftsführerin Kunsthalle Bielefeld, findet die fünfte Veranstaltung am 2. Dezember um 18.30 Uhr online über Zoom statt. Zugangsdaten können Interessierte bei Anna Storm anfragen über

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