„The Rocky Horror Show“ Regisseur Welker: „Natürlich ist das Stück durchgeknallt“

Am Freitag öffnet sich im Opernhaus der Vorhang für „The Rocky Horror Show“. Regisseur Sebastian Welker verlegt das Kultmusical in eine Kirche.

Sebastian Welker im Opernhaus.

Sebastian Welker im Opernhaus.

Foto: Stefan Fries

Herr Welker, selbst wenn man das Stück vorher nicht kannte: Vieles ist doch ins kollektive Bewusstsein eingegangen. Seit Saarbrücken steht das Konzept. Wieweit ließ es sich transportieren?

„The Rocky Horror Show“: Regisseur Welker: „Natürlich ist das Stück durchgeknallt“
Foto: Stefan Fries

Sebastian Welker: Die Bühne hat ganz andere Ausmaße. Aber wir konnten das weitgehend übertragen - durch den grandiosen Einsatz der technischen Abteilung. Diese scheut wirklich keine Mühen, um dieses doch sehr große Stück für dieses Haus zu verwirklichen.

Inszenatorisch haben Sie nichts geändert?

Welker: Nichts Großartiges. Man muss ein bisschen angleichen. An einer Stelle kommt jetzt Oberbarmen vor.

Erst einmal könnte man annehmen, der Reiz liege im Tabubruch. Ihnen geht es um mehr?

Welker: Im Stück machen zwei sehr spießige junge Leute eine unglaubliche Entwicklung durch. Am Schluss steht man sprichwörtlich nackt voreinander. Wer sich dann entscheidet, in eine Ehe zu gehen: Dann macht für mich Ehe Sinn. Eine Grundsatzfrage heute ist doch: Aus welchem Grund heiratet man überhaupt noch? Deswegen auch der Bezug zur Kirche. Da wird ja viel mit Schuld und auch mit Angst gearbeitet. Auch die Ehe kommt ja aus der Kirche.

Stichwort Trash: Würden Sie den Begriff auch auf Ihre Inszenierung anwenden?

Welker: Natürlich ist das Stück durchgeknallt. Das darf man ihm auch nicht wegnehmen. Was man sich bei der Oper zweimal überlegt, darf man in diesem Musical — und das braucht es auch. Dadurch, dass die Menschen mitmachen, entwickelt dieser Abend einen ganz speziellen Zauber.

In dem Begriff „Trash“ steckt aber doch auch ein wenig, dass es nicht mehr so sehr auf den Schockeffekt abzielt. Es klingt nach Spaß am unterhaltsamen Zuviel.

Welker: Ja, das muss es auch haben.

Wieweit haben Sie denn an der Provokation noch gearbeitet, im Vergleich mit dem Film?

Welker: Vieles wirkt blasphemisch rund ums Thema Kirche. Diesen Aspekt habe ich komplett hinzugefügt. Mir ist aber ganz wichtig: Das Stück ist es nicht. Ich selbst bin auch gläubig. Es geht um die Institution. In diesem Stück geht es mir um die Ehe. Und dann bin ich zwangsläufig bei der Kirche. Ich glaube, gerade sind wir auf dem Weg zurück in die 50er Jahre. Man wird immer biederer. So gewinnt die Inszenierung immer mehr an Aktualität — ohne dass ich etwas dafür machen muss. Das finde ich ziemlich spannend.

Ein großer Teil der Zuschauer wird den Film kennen.

Welker: Wir haben da einen großen Altar stehen mit einem Bild von Tim Curry. Das ist die einzige Reminiszenz an den Film, natürlich auch die Erhöhung dieser krassen Vorlage.

Das heißt, Sie nehmen in Kauf, manchen Zuschauer etwas zu irritieren, der mit der Erwartung kommt, „Ich mag den Film, daher gehe ich auch ins Stück?“

Welker: Ja, sicherlich. Aber ich hoffe, dass die das ganz schnell vergessen und sagen: Wow, das ist viel toller. Es ist einfach ein ganz eigenständiger Abend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort