Regie-Debüt mit einem Zickenkrieg

Björn Reinke plant ein heiteres Verwirrspiel: „Der Barbier von Barmen“ feiert Premiere in Elberfeld.

Wuppertal. Ein Mann ruft den Zickenkrieg aus: Regisseur Björn Reinke schmunzelt, wenn er daran denkt, was Elena Fink und Michaela Mehring ab dem 27. Januar im Kleinen Schauspielhaus erwartet. Die beiden spielen, was sie auch im wirklichen Leben sind: zwei Sängerinnen.

Mit einem entscheidenden Unterschied: Elena Fink (alias Elena Hagenkötter) verkörpert eine Anfängerin, die sich im Rampenlicht erst noch beweisen muss. Michaela Mehring wiederum hört auf den klangvollen Namen La Roldán — ist als Diva allerdings in Ungnade gefallen. „Es geht um den Generationenwechsel bei den Primadonnen“, erklärt Reinke. „Als ich mich mit der Vorlage beschäftigt habe, war mir schnell klar, dass der Zickenkrieg aufgeblasen werden muss.“

Überhaupt hat sich im Vergleich zum Original so einiges geändert. Der Titel signalisiert es bereits: „Der Barbier von Barmen“ ist nicht einfach die deutsche Kopie einer spanischen Geschichte („El Barbero de Sevilla“), das heitere Versteckspiel ist buchstäblich einzigartig — es ist speziell auf Wuppertal zugeschnitten und in dieser Form noch nie über die Bühne gegangen.

Ulrike Olbrich, Dramaturgin

Björn Reinke (Regie) und Ulrike Olbrich (Dramaturgie) haben aus der spanischen Zarzuela eine Musiktheater-Mischung mit bergischem Kolorit kreiert. „Es ist eine klassische Hinterbühnen-Geschichte“, erklärt Olbrich mit Blick auf die Irrungen und Wirrungen, die die junge Elena erlebt.

Ihr Vater arbeitet als Pförtner im Theater, die Mutter ist Garderobiere der Primadonna, ihr Verlobter gibt sich als Schwebebahnfahrer aus — dabei ist er ein gefeierter Bariton in Hagen und Gast-Figaro in just jener der Vorstellung, in der Elena debütieren soll.

Das klingt nach einer aberwitzigen Handlung, nach viel Musik und einer großen Prise Heiterkeit. Und in der Tat: „Die Zarzuela ist ein unglaublich komisches Stück“, betont Olbrich. In Barmen soll deshalb ein gutes Stück spanischer Tradition aufleben — mehr als 300 Jahre, nachdem die Zarzuela erfunden worden ist.

Noch heute lebt die typisch spanische Musiktheater-Gattung davon, dass sie — wie die Opéra comique oder die Operette — gesungene und gesprochene Texte vereint. Ende des 19. Jahrhunderts gab es allein in Madrid zehn Theater, die ausschließlich die Zarzuela feierten. Apropos Madrid: Dort wurde 1901 „El Barbero de Sevilla“ uraufgeführt, komponiert von zwei erfahrenen Meistern des Genres: Manuel Nieto und Gerónimo Giménez. In bester Gattungstradition spielt ihre Zarzuela im Theatermilieu, und so blitzen in den nur fünf originalen Musik-Nummern immer wieder Motive aus bekannten italienischen Opern auf.

„In der Originalversion gibt es 25 Minuten Musik und 45 Minuten Dialoge“, erklärt Björn Reinke, der sein Wuppertaler Regie-Debüt gibt — und das Verhältnis nun umdreht. „Bei uns hat die Musik den Vortritt.“ Zusammen mit Ulrike Olbrich hat er die Zarzuela um mehrere musikalische Nummern erweitert — darunter sind bekannte Belcanto-Arien.

„Natürlich darf auch der ,Barbier von Sevilla’ nicht fehlen“, verrät Olbrich augenzwinkernd. Schließlich soll der Zickenkrieg ein hörbares Vergnügen sein — mit Witz, Wuppertal-Bezug und Wiedererkennungswert.

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