Interview Rapper Fridvynite fühlt sich nur in Wuppertal wirklich heimisch

Bei dem Wuppertaler Rapper Fridvynite läuft alles in Eigenregie. Jeden Monat veröffentlicht er ein bis zwei Songs, aktuell ist gerade das Stück „Selfmade“ an den Start gegangen.

 Fridvynite - so nennt sich der Wuppertaler Cemal Celik.

Fridvynite - so nennt sich der Wuppertaler Cemal Celik.

Foto: Cemal Celik

Bei dem Wuppertaler Rapper Fridvynite läuft alles in Eigenregie.. Im Moment studiert der 24-Jährige im zehnten Semester in Münster Jura. Aufgewachsen ist er in der Wuppertaler Nordstadt. Jeden Monat veröffentlicht er ein bis zwei Songs, aktuell ist gerade das Stück „Selfmade“ an den Start gegangen.

Wie sind Sie zur Musik und speziell zum Rap gekommen?

Fridvynite: Begonnen hat das bei mir in der 9. oder 10. Klasse. Da haben wir im Freundeskreis lustige, aber eher banale Sprüche gereimt. Irgendwann habe ich mich dazu entschlossen, auch mal einen längeren Text zu schreiben und ihn vorzutragen. Dabei habe ich meine Begabung dafür entdeckt. Aus dem Herumalbern sind nachdenkliche Texte mit Tiefgang entstanden. Zunächst war das aber noch ein Geheimnis, ich habe mich da niemanden anvertraut und nur für mich geschrieben. Dann kam der Zeitpunkt, das Ganze den Leuten zu zeigen, weil es gut war und ich stolz auf meine Musik sein konnte. Mein erster Auftritt war bei einer Jugendveranstaltung im Live Club Barmen. Auch im Mehrgenerationenhaus in Mettmann stand ich auf der Bühne.

Sie studieren Jura und machen Musik.

Fridvynite: Auf den ersten Blick scheint es schwer zu sein, beides unter einen Hut zu bekommen. Gefühlt sind das zwei ganz unterschiedliche Welten. Die Jura-Welt ist eher glamourös, ordentlich, adrett und diszipliniert. Bei der Musik hingegen hat man mehr Freiheiten. Man darf, soll auch Regeln brechen und nicht ganz so makellos sein. Aber es gibt durchaus auch Berührungspunkte. Jura bringt einem bei, strukturiert an die Dinge heranzugehen, was gerade beim Musizieren helfen kann. In der Musik müssen auch Verträge geschlossen und unter anderem das Urheberrecht beachtet werden. Insofern ist der Spagat gar nicht so groß und es schadet nicht, wenn man als Musiker auch juristisch den Durchblick hat.

Wie entsteht Ihre Musik – Sie machen ja alles in Eigenregie.

Fridvynite: Wenn ich die Vision und die Inspiration für einen Song habe, arbeite ich am Text und nehme ihn mehrmals auf. Dann geht es darum, ihn immer weiter zu verfeinern und an den Nuancen zu arbeiten. Ich achte da auch auf kleinste Details und möchte mit meiner Stimme Gefühle transportieren.

Wie veröffentlichen Sie Ihre Songs?

Fridvynite: Im Moment läuft das digital, in der Zukunft bestimmt auch physisch im CD oder Vinyl Format.

Sie haben als Jimmy Cem Ihre Karriere begonnen. Jetzt sind Sie unter dem Künstlernamen FRIDVYNITE unterwegs.

Fridvynite: Der erste Künstlername war von meinem Spitznamen Jimmy abgeleitet. Das Potenzial war damals schon da, aber den Weg, den ich gewählt habe, war nicht optimal, um das Ganze wirklich groß zu machen. Es ging eigentlich auch nur um eine einmalige Sache. Erst nach der ersten Veröffentlichung wurde mir klar, dass ich weitermachen möchte. Und so habe ich einen Strich gezogen, um mit Fridvynite ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der Name steht auch für das Studentenleben, das gar nicht so locker ist, wie man sich das immer vorstellt. Und da ist dann schon wieder der Freitagabend, man hat nur gelernt und überlegt, ob man jetzt noch raus zum Feiern gehen soll. Dann fällt der Entschluss, ich bleibe zu Hause und mache etwas für meine Musik. Das bringt die wirkliche Freiheit.

Welche Themen verarbeiten Sie in Ihren Songs?

Fridvynite: Bei meiner ersten EP „Ich sehe was, was Du nicht siehst“ ging es um Gefühle. Ein stiller Beobachter erzählt, was er sieht und wie er dazu steht. Es geht um echte Erlebnisse und Gefühle. Man hält Menschen den Spiegel vor, aber das passiert nicht weinerlich oder belehrend. Es sind Songs, die zum Nachdenken und auch zum Schmunzeln anregen. Ich versuche, die Texte immer so allgemein zu halten, dass sich viele Menschen angesprochen fühlen. Aktuell arbeite ich an meiner zweiten EP „Aus den Augen, aus dem Sinn“, die die Geschichte fortsetzen soll. Es geht um Liebesbeziehungen, die aus verschiedenen Perspektiven und in verschiedenen Situationen beobachtet werden. Es dreht sich zum Beispiel um Schuldzuweisungen und die Frage, warum ein Mensch als böse und schlecht betrachtet wird. Ich will die EP noch in diesem Jahr an den Start bringen.

Sie sind in Wuppertal aufgewachsen und leben jetzt in Münster. Welche Beziehung haben Sie zu Ihrer Heimat?

Fridvynite: Meine Sicht auf Wuppertal hat sich verändert, seitdem ich nach Münster gezogen bin. In Wuppertal aufgewachsen zu sein, vermittelt einem ein Verständnis für Lebensnähe. Das liegt wohl auch daran, dass die Stadt eine Großstadt ist, die wiederum von anderen Großstädten umgeben ist. Für mich ist Wuppertal der einzige Ort, an dem ich mich wirklich heimisch fühle und wo ich ich selbst frei sein kann. Das Gefühl ist vermutlich an Menschen, Orte und Erfahrungen gebunden. Wuppertal ist und bleibt für mich Heimat und kommt auch immer wieder in meinen Liedern vor.

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