Profi-Musiker: Ein Knochenjob mit Risiken

Bei Berufsmusikern kommt die Gesundheitsvorsorge zu kurz, kritisieren Experten. Wie sieht es in Wuppertal aus?

Wuppertal. Schwerhörige Schlagzeuger, Geiger mit Schulterproblemen und Flötisten mit schmerzenden Ellbogen: Musizieren kann nicht nur Freude bereiten, sondern auch krank machen. „Profi-Musiker haben einen Knochen- und Muskeljob, vergleichbar dem eines Leistungssportlers“, sagt etwa der Musikmediziner Egbert Seidel aus Weimar. Doch während Profi-Sportler regelmäßig zum Gesundheitscheck müssen, kommt die vorbeugende medizinische Betreuung von Musikern nach Ansicht von Fachleuten zu kurz. Wie sieht es im Bergischen Land aus? Die WZ fragte bei Jörg Hillebrand, dem Orchesterdirektor der Wuppertaler Sinfoniker, nach.

Herr Hillebrand, laut einer Untersuchung der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) klagt jeder zweite Orchestermusiker in Deutschland über körperliche Beschwerden, viele geben deshalb ihren Beruf vorzeitig auf. Wie alarmierend ist die Situation in Wuppertal?

Jörg Hillebrand: Die Situation in Wuppertal ist nicht alarmierend, aber sehr ernst zu nehmen. Wie bei so gut allen anderen Orchestern — besonders bei solchen, die Grabendienst verrichten — , ist auch bei uns die Gehörbelastung sehr hoch. Und bei einem Orchester sind es eben keine unpersönlichen Maschinen, die die hohe Lautstärke verursachen, sondern die Menschen an den Instrumenten selbst — und wenn der Komponist ein Fortissimo vorschreibt, muss man diese Angabe ja zunächst einmal befolgen.

Gesundheitsvorsorge bei Berufsmusikern kommt zu kurz, kritisieren Fachleute. Was unternimmt das Wuppertaler Sinfonieorchester in Sachen Prävention?

Hillebrand: Zunächst einmal sind die Musiker aufgefordert, Gehörschutz zu tragen. Da nur die wenigsten damit spielen können, müssen wir aber weitere Maßnahmen ergreifen, zum Beispiel Plexiglaswände aufstellen. Wir arbeiten auch ständig an der Sitzordnung, um besonders laute Instrumente von den Ohren der Musiker fernzuhalten, und haben diesbezüglich schon ein Gutachten bei einer Akustikfirma in Auftrag gegeben.

Was raten Sie Nachwuchsmusikern, die überlegen, später ins Profi-Lager zu wechseln. Was sollten sie frühzeitig beherzigen?

Hillebrand: Die Prävention betrifft weniger das Gehör als vielmehr orthopädische Fragen. Junge Musiker sollten rechtzeitig daran denken, Haltungsschäden vorzubeugen, die durch einseitige Belastung entstehen können, etwa mit Hilfe von Entspannungstechniken oder Ausgleichssport.

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