Preisverdächtig: Der Siegeszug einer Sopranistin

porträt Die Chilenin Catalina Bertucci singt sich in die Herzen des Wuppertaler Publikums.

Wuppertal. Viele Wuppertaler kennen Catalina M. Bertucci Mora. Die Sopranistin hat schon mit verschiedenen Chören im Tal gesungen und dabei mit ihrer vollen und warmen Stimme überzeugt. Jetzt macht die Studentin der Wuppertaler Musikhochschule ihr Diplom. "Sie hat hart gearbeitet und viel gefeilt. Jetzt hat sie ein solides, technisches Fundament und ihre Stimme klingt sehr persönlich", lobt ihre Lehrerin Barbara Schlick.

Das Verhältnis zwischen der Professorin und der Studentin ist eng. "Ich bin sehr glücklich, dass ich bei ihr studiert habe", sagt Bertucci. Die Chilenin hat dafür einiges auf sich genommen. Zwei Jahre lang gab sie nach Abschluss ihres chilenischen Gesangsstudiums Unterricht an einer Schule und drehte jeden Peso um. "Ich musste sparen, weil ich anfangs kein Stipendium hatte." Schließlich hatte sie das Geld beisammen für die aufregende Reise nach Deutschland. "Ich wollte ins Ausland, um eine bessere Ausbildung zu bekommen."

Eine Freundin, die in Deutschland Flöte studierte, hatte ihr von Schlick erzählt und eine CD geschickt. Bertucci war von den Stimmen so begeistert, dass sie unbedingt ebenfalls dort studieren wollte. Per Mail kontaktierte sie die Lehrerin, schickte eine Demo-CD und wurde schließlich genommen.

Da sie während des sechsjährigen Studiums in Chile alle Theoriefächer bereits absolviert hatte, musste sie in Wuppertal nur noch am Gesangsunterricht, Korrepetition, Sprecherziehung, Schauspielunterricht und Ensemble-Kurs teilnehmen. In Deutschland wurde sie von einer Familie in Empfang genommen, die ihr ebenfalls eine Freundin vermittelt hatte. Deshalb wohnt die Sängerin in Leverkusen in der Nähe dieser "Adoptiv-Familie".

Einen ersten internationalen Erfolg konnte die Sopranistin im vergangenen November verbuchen: Sie gewann den ersten Preis beim "XXXV. Internationalen Musikwettbewerb Dr. Luis Sigall" in Chile. Mehr als 40 Sänger aus aller Welt hatten sich beworben, 18 wurden anhand von DVDs ausgewählt und eingeladen. "Sie haben uns alles bezahlt: Flugtickets, Hotel, Essen", erzählt Bertucci glücklich. Dadurch hatte sie eine zusätzliche Möglichkeit, ihre Familie zu sehen.

Knackpunkt des Wettbewerbs war das moderne Pflichtstück eines chilenischen Komponisten. Doch die Sängerin konnte überall überzeugen und gewann nicht nur den Wettbewerb, sondern erhielt auch den Publikumspreis und den Preis für die beste Interpretation des Pflichtstücks. Jetzt warten fünf Konzerte in Chile, aufgeteilt auf zwei Reisen, auf sie.

Ihre Gefühle allerdings sind zweigeteilt: "Dadurch verpasse ich hier in Deutschland wichtige Vorsingen." Schließlich geht es jetzt für die Sopranistin darum, eine Agentur und anschließend möglichst ein Festengagement an einem Opernhaus zu finden. "Dann kann ich mir endlich auch eine richtige Wohnung einrichten", sagt die Studentin, die bisher möbliert wohnt. Nach Chile möchte sie vorerst nicht zurück. "Hier gibt es für mich mehr Arbeitsmöglichkeiten."

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