Café Müller Die Menschen vor den Fotos träumen lassen

Pina Bausch Archiv lädt zu Ausstellung über 40 Jahre Café Müller ins alte Schauspielhaus.

Ismaël Dia, Leiter des Pina Bausch Archivs, hat die Ausstellung konzipiert.  Foto: Anna Schwartz

Ismaël Dia, Leiter des Pina Bausch Archivs, hat die Ausstellung konzipiert. Foto: Anna Schwartz

Foto: Schwartz, Anna (as)

Café Müller ist eines der Stücke, die am häufigsten mit Pina Bausch assoziiert werden. Für sie selbst war es auch besonders - sie tanzte selbst mit. Zudem war sie in der Nähe eines Cafés desselben Namens in Solingen aufgewachsen. 2018 ist das Stück 40 Jahre alt geworden. In der Oper wird es am 2. November zusammen mit dem Frühlingsopfer aufgeführt. Im alten Schauspielhaus, ehemalige Wirkungsstätte des Tanztheaters und angestrebtes Pina Bausch-Zentrum, gewährt ab demselben Tag das Pina Bausch Archiv in einer Ausstellung Einblicke in 40 Jahre Café Müller.

„Wir wollen die Menschen vor den Fotos träumen lassen. Wer bestimmte Erklärungen sucht, ist bei der Aufführung im Opernhaus besser aufgehoben“, erklärt Ismaël Dia und wirbt zugleich für einen Besuch der Aufführung vor oder nach der Ausstellung. Der Leiter des Pina Bausch Archivs hat die Schau konzipiert, legt Wert darauf, dass er Kennern und Nichtkennern von Pina Bausch Vorschläge macht, keine vorgefertigten Ansichten serviert. Aus 1600 Fotos und 300 Videos zu Café Müller wurden hundert Bilder der Fotografen Rolf Borzik, Ulli Weiss, Guy Delaheye und Maarten Vanden Abeele ausgesucht. Die meisten sind schwarz-weiß, manche farbig. Hinzu kommen vier Videos, eine Installation und eine Projektion.

Die Ausstellung setzt bewusst bei den Anfängen von Café Müller an, begleitet es durch die Jahre, was den reizvollen Effekt hat, mehrere Ensemblegenerationen und Veränderungen einzelner Tänzerinnen und Tänzern nebeneinander zu sehen.

Ein Caféhaus und eine Frau mit roter Perücke und Mantel

Die Premiere am 20. Mai 1978 war eine vierteilige Arbeit der Choreographen Pina Bausch, Gerhard Bohner, Gigi-Gheorghe Caciuleanu und Hans Pop, der auch Ensemblemitglied war. Was heute kaum noch präsent sei, hebt Salomon Bausch, Vorstandsvorsitzender der Pina Bausch Foundation, hervor. Gemeinsame Vorgaben: ein Caféhaus, Dunkelheit, vier Personen, jemand wartet, jemand fällt, eine Frau mit roter Perücke und Mantel, die hereinkommt. In Wuppertal werden die Aufnahmen zu Pina Bausch deshalb auch durch Material von den anderen Choreographen ergänzt, die eigene Wandflächen in der Ausstellung erhalten.

Genutzt wird ausschließlich der sichere Foyerbereich des Gebäudes an der Kluse, der Bühnen- und Zuschauerraum bleibt verschlossen. Im Moment wird geputzt und aufgeräumt. Auch muss eine Fachfirma noch die Beleuchtung herrichten. Dia: „Klar wird das nicht so optimal wie in einer Galerie. Dafür sind wir aber an einem besonderen Ort.“ Außerdem soll die früher einsetzende Dunkelheit einbezogen werden, bleiben die Glaswände zum Innenhof frei. Am Dienstag hängen Ismaël Dia und sein Team die Exponate auf.

 Ein Plakat wird dann im Eingangsbereich den Besucher empfangen, mit dem das Tanztheater 1978 um Stühle (zentrale Requisite) bat, und schräg dahinter eine Aufnahme mit vielen Stühlen, die Pina Bausch auf einer Tournee Anfang der 80er gemacht hatte. In der Garderobe werden Einzelfotos von Bewegungssequenzen hängen. Genutzt werden auch die Stein- bzw. Spiegelwände an den Gängen, die um das Atrium herumführen, der große Flanierbereich dahinter und das eigentliche Foyer, wo mit Hilfe von echten Requisiten - Stühlen, einer Drehtüre, einer Glaswand und Tonspuren - eine Bühnenanmutung geschaffen wird. Fürs Café Müller-Feeling sorgt zudem das Originalprogrammheft und eine Projektion, die auf die zur Bundesallee ausgerichtete Außenmauer des Hauptgebäudes geworfen wird.

» Die Ausstellung dauert vom 2. bis 11. November; Öffnungszeiten: die bis fr, 17 bis 20 Uhr; sa-so, 15 bis 20 Uhr.

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